47 burg.174 Jene befand sich zu diesem Zeitpunkt im Raum um Hammelburg, Würzburg und Bad Kissingen in der Aufstellung und sollte bis April 1941 verwendungsbereit sein. Hier wurde Nadler der 1. Kompanie des Pionier-Bataillons 99 zugeordnet, um in dieser Region den Einsatz zu üben. Zu den besonders schweren Aufgaben in dieser Ausbildungszeit gehörte für die Pioniere der 99. leichten Infanterie-Division der Kriegsbrückenbau über den Main. Teilweise bei Hochwasser mussten die Pioniere im Winter 1940/41 bereits unter Lebensgefahr den Kriegsbrückenbau über den vereisten Main erlernen.175 Dies war keineswegs vergleichbar mit dem Bau einer Brücke über einen Übungsweiher auf dem Truppenübungsplatz bei Zeithain. Jeder Fehler hätte über dem eiskalten Wasser des Mains verheerende Konsequenzen haben können. Roland Kaltenegger schrieb über die Ausbildung der Pioniere, dass diese »neben einer soliden Waffen- und Geräteausbildung auf ein vorausschauendes Denken, auf Ausdauer und Abhärtung« abzielte.176 Im Wissen, dass die Pioniere an den Brennpunkten des Kampfes eingesetzt werden würden, wurden bereits in der Ausbildung schärfste Kriterien angesetzt. Nadler erhielt somit bereits einen Vorgeschmack auf seinen gefährlichen und vor allem entbehrungsreichen Einsatz an der Front. Hans Nadler wurde in der Ausbildung trotz seiner fehlenden Abstammungsurkunden zum Unteroffizier befördert. Innerhalb der 1. Kompanie des Pionier-Bataillons 99 übernahm er damit erstmals militärische Führungsaufgaben. Zwar war Nadler mit der Leitung der Ausgrabungen in Rodewisch bereits die Personalführung gewohnt, doch ging die Verantwortung als Unteroffizier und ab 1. Januar 1942 als Leutnant weit über diese Erfahrung hinaus. Bei der Wehrmacht lernte er nun ein neues Verantwortungsgefühl kennen. Hier wurde er sich endgültig bewusst, dass das gegenseitige Füreinandereinstehen überlebenswichtig sein würde. Diese Erfahrung prägte ihn so sehr, dass er später, wie noch zu zeigen sein wird, in seiner Leitungstätigkeit teils über die Schmerzgrenzen hinaus Loyalität zu seinen Mitarbeitern bewies. Sein ganzes Leben lang zeichneten ihn schließlich sein nicht zuletzt im Krieg gewonnenes großes Verantwortungsgefühl und die damit zusammenhängende Selbstdisziplin aus. Im Mai 1941 erhielt die 99. leichte Infanterie-Division den Befehl zum Abmarsch in das Gebiet um Zamość im heutigen südöstlichen Polen. Zu diesem Zeitpunkt war der Entschluss zum Angriff auf die Sowjetunion innerhalb der Führung des »Dritten Reichs« bereits gefasst. Um dies jedoch geheimzuhalten, marschierte die Division nur bei Nacht auf teils unbefestigten grundlosen Straßen in das ausgewiesene Aufmarschgebiet. Hier angekommen, begann für Nadler und seine Kameraden eine lange, ungewisse, quälende Wartezeit. Kein Soldat war sich gewiss, ob die Sowjetunion angegriffen werden sollte, mit der zu diesem Zeitpunkt noch ein Nicht-Angriffspakt bestand, oder ob viel-
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