Leseprobe

65 Der Neuaufbau des sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege Nachdem Hans Nadler völlig mittellos in Rodewisch ankam, beschaffte er sich zunächst neue Papiere bei der örtlichen amerikanischen Kommandantur. Da nach dem Krieg in keiner Weise an die Fortführung der Ausgrabungen und den weiteren Ausbau der Schlossinsel in Rodewisch gedacht werden konnte, stand für ihn schnell fest, dass er schnellstmöglich nach Dresden zurückkehren musste, wo er auch Kontakt zu seinen Angehörigen finden würde. So wartete Nadler nicht den Einzug der sowjetischen Besatzer in Rodewisch am 1. Juli 1945 ab. Bereits zuvor überquerte er die Demarkationslinie bei Schnarrtanne und ging nach Dresden, wo er am 22. Juni 1945 ankam.239 Seine ganze Hoffnung klammerte sich in dieser Zeit an ein Schreiben von Walter Bachmann vom 5. Dezember 1940, welches ihn durch den gesamten Krieg begleitet hatte. Darin bot ihm Bachmann bereits zu diesem Zeitpunkt an, dass er nach dem Krieg seinen Dienst im Landesamt für Denkmalpflege als sein Assistent beginnen könnte. Bachmann schrieb an Nadler: »Ich werde täglich älter und muß jemand haben, der mich auf der Baustelle vertritt. Vor allem brauche ich eine Hilfskraft für die kommenden Grabungen und Forschungen zur deutschen Frühgeschichte. Das aber kann Dr. H. (Hentschel) nicht leisten, [er] hat auch kein Organ dafür.«240 Bachmann favorisierte bereits vor Kriegsende nicht seinen bisherigen Stellvertreter, den Kunsthistoriker Walter Hentschel, für die Stelle als neuen wissenschaftlichen Referenten. Der oberste sächsische Denkmalpfleger schätzte Nadlers Architekturstudium und seine in Rodewisch gewonnenen Erfahrungen als wertvoller für diesen Posten ein. Insbesondere nach dem Krieg mit den vielen Zerstörungen an Baudenkmalen wurde das Architekturstudium umso wichtiger. So hoffte Nadler auf dem Weg nach Dresden, dass Bachmann das Kriegsende lebend überstanden hatte und, auch wenn die Ausgrabungstätigkeit in der nächsten Zeit keine Rolle mehr spielen

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