102 Da sich vorerst keine geeignete Persönlichkeit als zentraler Leiter des Instituts für Denkmalpflege in Berlin fand, wurde die Leitung zunächst von einem »Gremium der Konservatoren«, zu dem auch Nadler gehörte, wahrgenommen.368 Erst im Jahr 1955 wurde dann mit Kurt Lade ein erster Institutsleiter bestimmt.369 Trotz der Zentralisierung blieben zunächst die Aufgaben für das Dresdener Institut die gleichen. Dafür war auch die kurz vor der Auflösung der Länder erlassene Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmale vom 26. Juni 1952 verantwortlich. Diese von Helmut Holtzhauer nach seinem Wechsel zur Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten erarbeitete Verordnung orientierte sich sehr stark an den vom ihm zuvor zusammen mit Hans Nadler ausgearbeiteten sächsischen Denkmalschutzgesetz. Unmittelbar nach der Umstrukturierung der Denkmalpflege in der DDR rückte die Neugestaltung des historischen Dresdener Zentrums wieder in das direkte Blickfeld Nadlers. Angesichts der zuvor ausgetragenen Konflikte mit der Dresdener Stadtverwaltung drohte auch diese Frage erneut zu einem Streit zu eskalieren. Nachdem auf der II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 der vordringliche Aufbau des Dresdener Altmarkts verkündet wurde, schrieb die Stadt Dresden am 26. September 1952 einen Wettbewerb zur Neubebauung des Areals aus.370 War die Denkmalpflege mit Hans Nadler im Jahr 1950 an einer ähnlichen Ausschreibung noch beteiligt, so wurde sie diesmal von der Stadt nicht hinzugezogen.371 Ohne Mitwirkung der Denkmalpflege kürte eine Jury, bestehend aus Mitgliedern der Bauakademie und Vertretern des Rates des Bezirks und der Stadt sowie der Plankommission, einen Entwurf des Architekten Herbert Schneider zum Sieger, der an der Nordseite des Altmarkts den Bau eines Hochhauses vorsah. Gleichfalls war geplant, den Altmarkt als zentralen Demonstrationsplatz auf 20 000 Quadratmeter zu vergrößern sowie die Wilsdruffer Straße für Demonstrationszüge entsprechend zu verbreitern.372 Hans Nadler nahm unmittelbar nach Bekanntgabe des Ausschreibungsergebnisses Stellung im Namen des Instituts für Denkmalpflege. Er stellte darin zunächst anerkennend heraus, dass der Altmarkt in seiner bisherigen Größe annähernd beibehalten werden sollte. Gleichfalls forderte er aber, dass ein Hochhaus am Altmarkt im Verhältnis zu der historischen Stadtsilhouette stehen müsse und verwies dabei auf ähnliche Bauten in Moskau und Warschau, die dort in respektvollem Abstand zu den historischen Bauten entstanden. Auch sprach er sich gegen die Verbreiterung der Wilsdruffer Straße auf nunmehr 36 Meter aus, da diese die geschlossene Wirkung des Altmarkts auflösen und die Altstadt in zwei Hälften trennen würde. Des Weiteren gab er zu bedenken, dass die Hauptgesimshöhe am Altmarkt 21 Meter nicht überschreiten sollte. Seiner Meinung nach stand die im Entwurf ge-
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