103 plante Höhe von 26 Metern in einem ungünstigen Verhältnis zur noch vorhandenen historischen Bebauung, und es drohte damit eine ungünstige Überschneidung mit den erhaltenen Türmen der Stadt.373 Insgesamt fällt bei dieser Stellungnahme die sehr gemäßigt formulierte Kritik auf. So war sich Nadler wohl bewusst, dass es sich bei der Neugestaltung des Altmarkts um ein zentrales Vorhaben der Partei handelte, die den Platz als Großdemonstrationsort anlegen wollte. Hinzu kam, dass diese Entscheidung zu einem großen Teil in Berlin getroffen wurde. Da das Institut für Denkmalpflege nunmehr selbst der zentralen Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten in Berlin unterstellt war, war eine intensivere Kritik zu diesem Zeitpunkt kaum möglich. Darüber hinaus war die unmittelbare Zuständigkeit der Denkmalpflege in dieser Frage keineswegs eindeutig geklärt. So war von der Neugestaltung des Altmarkts kein denkmalgeschütztes Gebäude in Dresden unmittelbar in seinem Bestand bedroht. Aus diesem Grund fiel die Kritik des Dresdener Instituts für Denkmalpflege wohl zunächst recht diplomatisch aus. Da die Bauausführung mit dem Aushub der Baugruben am Altmarkt bereits im Dezember 1952 begann und zudem die Ablehnung gegen das Vorhaben in der Bevölkerung spürbar wuchs, entschloss sich Hans Nadler, seine Position zu veröffentlichen. Im Februar 1953 publizierte Nadler in der vom Kulturbund herausgegebenen Reihe »Natur und Heimat« einen Artikel unter dem Namen »Gegenwärtige Aufgaben der Denkmalpflege in Dresden«. In diesem verschwieg er nicht seine kritische Position zur Neugestaltung des Altmarkts. Indem er Dresden als eine Stadt mit klarer Orientierung zur Elbe darstellte, bezog Nadler darin klar Position gegen den Ausbau der Wilsdruffer Straße zu einer verbreiterten Festmagistrale. Da eine solche Straße eine Parallele zur Elbe darstelle und zudem vom Fußgänger nur ungern überschritten werde, empfahl er vielmehr, eine zentrale Straße in nord-südliche Richtung vom Hauptbahnhof bis zum Platz der Einheit anzulegen. Ebenso schrieb er: »Der Altmarkt wird der Platz der Stadt Dresden sein, auf dem stehende Kundgebungen, Festveranstaltungen usw. durchgeführt werden, er wird in der architektonischen Gestaltung einen baulichen Akzent erhalten. Das heute zur Diskussion stehende Hochhaus auf der Nordseite des Platzes ist in der kubischen Form ungeeignet.«374 Damit bezog Nadler öffentlich klar gegen die geplante Ausführung des Hochhauses Stellung. Dass ein solcher Artikel in der damaligen DDR veröffentlicht werden konnte, zeigt, dass immer noch kleinere Spielräume zur Meinungsäußerung existierten, wenn diese nicht unmittelbar politische Fragen berührten. Dennoch gelang es Nadler nur, in besonderen Publikationen problemlos zu erscheinen. Obwohl er am 28. März 1953 ebenfalls seinen kritischen Artikel an die Kultur-Redaktion des »Neuen Deutschland« nach Berlin sendete, wurde dieser Artikel erst nach der Grundstein
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