126 malen im Ort und Kreis von Bedeutung. Die Verordnung vom 28. September 1961 bestimmt: ›die Erfassung aller Denkmale im Kreis erfolgt in einer Denkmalkartei, die als Arbeitskartei auch dem zuständigen Bauamt zur Verfügung steht.‹ Bei dieser Erfassung werden sich die Räte der Kreise vor allem auf die Mitarbeit der Natur- und Heimatfreunde stützen.«458 Nadler war sich bewusst, dass eine erfolgreiche Denkmalpflege nur mit den Beteiligten vor Ort durchgeführt werden konnte. Eine rein akademische Denkmalpflege ohne Kontakt zu den vielen ehrenamtlichen Helfern lehnte er strikt ab. Dass Hans Nadler als einer der einflussreichsten Denkmalpfleger in der DDR in dieser Zeit unter seinen Fachkollegen ein sehr hohes Ansehen genoss, zeigte sich u. a. in der Nominierung für den Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur im Jahr 1961. Jedoch verlief auch die Vergabe des Nationalpreises zunächst nicht einfach. So lehnte die zuständige Fachkommission Hans Nadler im ersten Anlauf ab. Begründet wurde dies damit, dass seine Leistungen lediglich »künstlerisch-organisatorischer Art« waren und Nadler im Gegensatz zu vielen anderen ausgezeichneten Personen nicht selbst künstlerisch tätig war.459 Dies rief jedoch in der Plenarsitzung des Ausschusses für die Verleihung des Nationalpreises am 4. September 1961 Protest hervor. Gerald Götting, der Generalsekretär der CDU, sprach sich z. B. in der Sitzung entschieden für eine Auszeichnung Nadlers aus. Er erklärte, dass er diese Entscheidung persönlich bedaure, da gerade von internationaler Seite, aber auch von Seiten der DDR der Denkmalpflege große Bedeutung beigemessen werde. Nadler habe große Anerkennung weit über die DDR hinaus gefunden. Es sollte, so Götting, geprüft werden, ob die Denkmalpflege, die lautlos vorgenommen werde, nicht auszeichnungswürdig wäre. Der Meinung Göttings schlossen sich in der Plenarsitzung Hans Pischner und Otto Nagel an. Der Leiter der Abteilung Kultur des Zentralkomitees der SED, Siegfried Wagner, schlug zwar vor, Hans Nadler für eine andere Auszeichnung, z. B. Verdienter Aktivist oder Held der Arbeit, vorzuschlagen, doch plädierte der Kulturminister, Hans Bentzien, für den von Gerald Götting vorgetragenen Kompromiss, eine Kommission mit Hans Pischner, Gerhard Strauss und Ludwig Deiters zu bilden, die Nadlers Arbeit noch einmal prüfen und ihn im nächsten Jahr gegebenenfalls nochmals für den Nationalpreis nominieren würde.460 Hervorzuheben ist bei der Ablehnung, dass diese von den versammelten wichtigsten kulturpolitischen Kadern der DDR offensichtlich nicht aus politischen Gründen ausgesprochen wurde. Dies hätte man, wie im Fall von Hainer Hill zu sehen ist, auch zweifellos offen diskutiert. Dem Bühnenbildner Hill wurde in der gleichen Sitzung vorgeworfen, dass er seit dem 13. August 1961, dem Tag des Mauerbaus, als Westberliner nicht wieder in die DDR an seinen Arbeitsplatz zurück-
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