Leseprobe

180 Der Bau des Hotels Bellevue in Dresden In der Zeit des Wiederaufbaus der Semperoper rückte auch die Neubebauung der 1950 größtenteils abgerissenen Großen Meißner Gasse wieder in den Blickpunkt. Von den einst hier stehenden barocken Bürgerhäusern war nur noch das von Pöppelmann entworfene Haus Große Meißner Gasse 15 erhalten. Der Bezirk und die Stadt Dresden planten nunmehr an dieser Stelle einen großen Hotelneubau, der in Kooperation mit einer japanischen Firma internationales Flair nach Dresden zurückbringen sollte. Bereits vor der Durchführung eines Architektenwettbewerbes zum Hotelneubau stellte Hans Nadler am 28. April 1980 gegenüber dem Dresdener Stadtarchitekten Heinz Michalk klar: »Ich hoffe sehr, daß es dem Wettbewerb gelingt, für die Einbeziehung des wertvollen Hauses geeignete Vorschläge zu finden.«680 Auch weil Nadler 1950 bei der Sprengung der anderen Häuser in der Großen Meißner Gasse eine seiner ersten großen Niederlagen als Denkmalpfleger erlitt, war er nicht gewillt, einen Abriss des letzten hier existierenden alten Bürgerhauses zu akzeptieren. Auch eine Änderung der Fassade bei gleichzeitiger Beibehaltung des Restbaus lehnte er gegenüber dem Stadtarchitekten zu diesem Zeitpunkt ab.681 Zunächst schien sich Nadlers Wunsch zur Erhaltung des Baus auch durchzusetzen. Die Jury des Ideenwettbewerbs, zu der auch Nadler gehörte, sprach sich im Oktober 1980 dafür aus, den alten Bau zu erhalten und in den neuen Hotelkomplex zu integrieren.682 Dennoch beauftragte die Stadt Dresden das japanische Planungsbüro, zwei Entwürfe zu erstellen, von denen einer den kompletten Abriss des Bürgerhauses vorsah. Davon aufgeschreckt schrieb Nadler umgehend am 14. Juli 1981 an die Kulturabteilung des Bezirks Dresden und informierte Ludwig Deiters sowie den Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann.683 Letzterer stellte in einem Schreiben an den Bezirk Dresden klar, »daß von mir keine Zustimmung für einen Widerruf der Denkmalerklärung für dieses Haus vorliegt«.684 Der Minister wies den

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