182 Deiters wurde zudem bereits die politische Brisanz dieser Entscheidung deutlich. »Wichtig erscheint uns, daß der Wiederaufbau unverzüglich erfolgt. Wir wiesen bereits in der Niederschrift vom 12. November 1981 hin, daß die Öffentlichkeit an einer Erhaltung des Baues außerordentlich stark interessiert ist und kein Verständnis für eine Aufgabe des Gebäudes aufbringen wird.«690 Sein Gefühl täuschte ihn nicht. Zahlreiche Eingaben erfolgten nunmehr bei den offiziellen Organen, als sich der bevorstehende Abriss in Dresden herumsprach.691 Der Druck auf die Verantwortlichen vergrößerte sich zudem durch die kritische Berichterstattung der westlichen Medien. So veröffentlichten die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 22. Dezember 1981 und Die Welt am 29. Dezember 1981 zwei sehr kritische Artikel zum geplanten Abriss.692 Nadler brachte seine Ablehnung gegen die Beseitigung des Gebäudes aufgrund seiner Funktion und seiner Erfahrung nicht öffentlich zum Ausdruck, doch formulierte er seinen Unmut in den weiteren Baubesprechungen deutlich. Er schrieb zu einer Besprechung am 18. November 1981: »Der Unterzeichnende empfand den Entwurf als eine beleidigende Unkenntnis des Projektanten im Hinblick auf den Qualitätsmaßstab der für die Stadt Dresden besteht.«693 Da der Abriss bereits für den 23. Dezember 1981 vorgesehen war, blieb Nadler zusammen mit der Dresdener Denkmalpflege nur wenig Zeit, um die wertvollen Gebäudeteile zu demontieren und das Areal zu dokumentieren. Mit Hochdruck arbeiten seine Mitarbeiter an der Demontage des Hauses. Schließlich empfahl Nadler am 15. Dezember 1981 zusammen mit dem Stadtarchitekten Heinz Michalk und Kurt Milde, den Platz zwischen Ministerialgebäude und Blockhaus als Wiederaufbauort für das gesprengte Gebäude.694 Alle Hoffnung zum Erhalt des Gebäudes schien bereits umsonst, doch gelang es Nadler in einer letzten Bauberatung vor der Sprengung einen entscheidenden Aufschub des Sprengtermins zu erreichen. Am 19. Dezember 1981 trafen sich alle wesentlichen Protagonisten, darunter auch Hans Modrow und Gerhard Schill, in der Baracke am ehemaligen Narrenhäusel, um den weiteren Verlauf zu besprechen. Es wurde berichtet, dass der Abriss mit 2 000 Sprenglöchern vorbereitet wäre und auf Nachfrage von Gerhard Schill am 23. Dezember 1981 erste Sprengarbeiten durchgeführt werden sollten. Aus einer Mischung aus Trotz und Verzweiflung wandte Nadler darauf ein, dass viele Dresdener, die sich für den Erhalt eingesetzt hatten, dieses »Weihnachtsgeschenk« wohl nicht zu schätzen wüssten. Schill fragte aufgrund dieses Einwands nach, ob eine Sprengung am 23. Dezember unbedingt sein müsse. Ihm wurde geantwortet, dass über Weihnachten »ohnehin nicht viel passiere«, sodass die Sprengung nach kurzer Beratung auf den 5. Januar 1982 verschoben wurde.695
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