Der Hermann-Seidel-Park in Dresden-Striesen 115 • Entwicklungsphase 2: Umgestaltung zum Volkspark 1920–1945 1920 erwarb die Stadt Dresden die Anlage von den Erben Herrmann Seidels und wandelte sie in einen Volkspark um. Dazu schrieb Wilhelm von Uslar (1867–1953), von 1904 bis 1933 Direktor der Dresdner Stadtgartenverwaltung: »Der Rhododendronpark. 1920 hatte die Stadtgemeinde das vormals Seidelsche 16 400 qm große Grundstück an der Eisenacher, Ermel-, Augsburger und Pohlandstraße von den Seidelschen Erben erworben. In diesem Grundstück ist ein alter Baumbestand, unter dem sich eine große Rhododendronanlage befindet. Sie war von dem vormaligen Besitzer T. J. Herrmann Seidel, Gärtnereibesitzer in Dresden-Striesen, im Jahre 1877 angelegt worden zur Prüfung von Rhododendron-Spielarten auf Winterhärte und Verwendungsmöglichkeit im Freien. Die Anzahl der verschiedenen winterharten Formen ist so groß wie wohl in keiner anderen Sammlung. Die Pflanzen selbst haben sich im Laufe der Jahre derartig entwickelt, daß starke Büsche von 2 bis 3 m Höhe keine Seltenheit sind. Bei der Umwandlung dieses Grundstücks in eine öffentliche Anlage ist Rücksicht darauf genommen worden, daß der wertvolle Rhododendronbestand völlig erhalten geblieben ist. Ebenso ist der schützende Baumbestand geschont worden, und nur die überständigen und abgestorbenen Bäume wurden entfernt. Die für den Privatverkehr angelegten sehr schmalen Fußwege mußten, dem Verkehr entsprechend, auf eine angemessene Breite gebracht werden. Weiterhin sind die Freiflächen längs der Pohlandstraße zu Spielplätzen umgewandelt worden. Unter alten, besonders schönen Bäumen errichtet man Aufenthaltsplätze, so daß der Park den Bewohnern der dortigen Gegend genügend Gelegenheit zu Erholung bietet. […] Einen überwältigend schönen Anblick gewährt aber dieser Park zur Zeit der Rhododendronblüte, wenn die großen Mengen von Blumen in ihrer leuchtenden und mannigfaltigen Farbenpracht das Auge entzückt. In dieser Zeit wird der Rhododendronpark von Tausenden besucht.«28 Die früheste Kartendarstellung des Volksparks ist eine Flurkarte von Dresden aus dem Jahr 1927 (Abb. 6). Zu sehen ist ein fast quadratischer Park, der großenteils von einem dichten landschaftlichen Wegesystem durchzogen wird. An mehreren Stellen öffnen sich die Wege zu runden oder ovalen Platzflächen, im Süden befindet sich eine größere hippodromförmige Fläche mit einem runden Zierbeet. In der Ecke Eisenacher Straße/Ermelstraße ist ein rechteckiger, erhöhter Sitzplatz. Abb. 6 Dresden, Flurkarte 1:1 000, Blatt 15-Q, Ausschnitt mit dem Volkspark Striesen, heute HermannSeidel-Park, 1927, Stadtarchiv Dresden, 17.1 Kartensammlung, Nr. 02 004, Bl. 15Q-1.
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