134 Kristina Holl, Paul Bellendorf, Anne Karl, Thomas Löther Die aus den Klimaphänomenen resultierenden Schäden in Sachsen wurden anhand von 23 Antworten ausgewertet. Baumfällungen (27 %) mussten in Gärten und Parks durchgeführt werden. Dachabdeckungen und defekte Dachrinnen ergaben mit insgesamt 32 Prozent das größte Schadensbild an den Gebäuden. Blitzeinschlag und erhöhter Anobien- und Pilzbefall traten in 5 Prozent der Fälle auf. Weiterhin wurden mit je 3 Prozent genannt: Entwurzelungen, Dürren, Überflutung von Kellerräumen und beschädigte Fenster. Immerhin 14 Prozent der Gebäude, von denen die Mehrheit in massiver Bauweise erstellt wurde, trugen bisher keine Beeinträchtigungen davon. Als Auswirkung der Trockenperioden zeigten sich an Kulturgut in Sachsen vermehrte Rissbildungen (47 %), die als irreversibel einzuordnen sind. Außerdem wurden Schädigungen durch Salze (17 %) aufgeführt. Dieses Phänomen kann ebenfalls mit höheren Temperaturen in Innenräumen und der damit verbundenen Reduzierung der relativen Feuchte assoziiert werden. Schimmelbildung, vermehrte Schmutzablagerungen und weitere Schäden wurden mit jeweils 12 Prozent angegeben. Unter Sonstiges wurden die zurückgehende Population an Fledermäusen und ein gehäuftes temporäres Auftreten bestimmter Insektenarten, insbesondere Käfer, genannt. Außerdem wiesen Befragte auf Schäden an Ausstellungsgut wie an Möbeln oder deren Furnierhölzern hin, die durch extremere Klimaschwankungen verursacht werden (Abb. 8). Zusammenfassung und Ausblick Die Auswertung des Fragebogens zeigt, dass der Klimawandel in keinem der untersuchten Gebiete ein dominierendes Schadensbild verursacht hat. Die vielfältigen Auswirkungen lassen sich vor allem auf die folgenden vier Phänomene zurückführen: Trockenperioden, Temperaturanstieg, Sturm und Starkregen. Anhand der Umfrage wird deutlich, dass eine Vielzahl von Objektverantwortlichen für Kulturgüter in Deutschland bereits heute mit den unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels zu tun hat. Vor allem für den Leichtbau und die Gartenanlagen wird der Klimawandel zu Problemen führen. Aber auch für die Massivbauten werden zunehmend Schäden an Dächern, Dachrinnen, Fensterbruch usw. erwartet. Nicht zuletzt ist das Kulturgut, das sich in Innenräumen befindet, künftig höheren Schadensrisiken ausgesetzt. Hierzu zählen zu hohe Temperaturen und extreme Werte relativer Feuchte, vor allem aber deren Schwankungen als Auswirkung von schnellen Wetterwechseln. Das sind Faktoren, die bislang zu wenig im Zentrum von Forschungen lagen, sodass hier ein erheblicher und dringender Untersuchungsbedarf besteht. Dazu gehört z. B. die Methodenentwicklung für Verfahren, mit denen Veränderungen an Objekten gemessen werden können. Aufgrund des immer noch bestehenden Desiderats an (nationalen) Forschungsergebnissen zu den konkreten Auswirkungen des Klimawandels auf Kunst- und Kulturgut ist eine weiterführende und intensivere Beschäftigung mit dem Themengebiet unerlässlich. Für die langfristige Erhaltung von Kulturgut ist anzuraten, eine intensivere Wartung und Pflege der Liegenschaften zu betreiben. Dies geht von der regelmäßigen Überprüfung der Gebäudesubstanz, vor allem im Bereich von Dachdeckung, Blitzschutz, Regenrinnen und Wasserablauf, über ein Langzeit-Klima- und Objektmonitoring bis hin zu Präventionsstrategien für Schadens- oder Katastrophenfälle. Bei Überlegungen zur Stabilisierung des Raumklimas sollten insbesondere klimaschonende, passive Strategien eingesetzt werden, wie es bereits von einigen Befragten für künftige Maßnahmen angegeben wurde. Anmerkungen 1 Ein herzlicher Dank gilt neben der finanziellen Förderung durch die Stiftung auch den zahlreichen Teilnehmern an der Umfrage. 2 SoSci – der Online-Fragebogen, www.soscisurvey.de, 22. 4. 2021. 3 Anobien sind strukturzerstörende Insekten und andere Schädlinge. Abbildungsnachweis: 1 KDWT Uni Bamberg, Foto: Kristina Holl; 2–5, 7, 8 KDWT Uni Bamberg, Anne Karl, Kristina Holl; 6 KDWT Uni Bamberg, Paul Bellendorf, Kristina Holl.
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