Aktuelle Forschungen zur spätmittelalterlichen Ausstattung des Freiberger Doms St. Marien 25 und Art der notwendigen Datenfelder festzulegen und zu testen. Auch wenn bereits vorhandene Datenblätter und Dokumentationssysteme, wie das Thüringer Erfassungsschema,8 als Anregungen mit herangezogen wurden, geht die nun erreichte Informationstiefe und -dichte weit über bisherige Beispiele hinaus. Nach der Erprobung der Praxistauglichkeit dieses Erfassungssystems an ausgewählten Kunstwerken entstand daraus eine speziell hierfür entwickelte Forschungsdatenbank namens »arsligni«, ohne die eine Bewältigung der erhobenen Datenmengen bereits jetzt nahezu unmöglich wäre (Abb. 3). Zurzeit nur auf Deutsch ausgelegt, ist die zukünftige Erweiterung der Datenbank um zwei weitere Sprachen – Tschechisch und Englisch – von vornherein vorbereitet. Es erscheint sinnvoll, sie perspektivisch an das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen zu überführen und dort mit der existierenden Denkmaldatenbank zu verknüpfen. Sie soll zukünftig kontinuierlich weiter gefüllt werden und der Fachöffentlichkeit auf Antrag und bei Nachweis eines berechtigten Interesses für wissenschaftliche Forschungen zur Verfügung stehen.9 Selbstverständlich werden allen Eigentümern die vollständigen Datensätze und Forschungsergebnisse zu ihren Objekten zur Verfügung gestellt. Zudem erhalten sie und die Fachbehörden detaillierte Beurteilungen des konservatorischen Zustandes und Hinweise auf einen eventuell vorhandenen konservatorisch-restauratorischen Handlungsbedarf. Wegen der bereits erwähnten besonderen Rolle Freibergs für die Entwicklung der gesamten Montanregion Erzgebirge/ Krušnohoří stand die Stadt mit dem Dom St. Marien und dem Stadt- und Bergbaumuseum bereits von Anfang an als Mittel- beziehungsweise Ausgangspunkt des dritten und letzten Teils des Projektes fest, für den die Aufgabe stand, die zahlreichen, hier noch vorhandenen Werke sakraler Schnitzkunst und Tafelmalerei der Spätgotik zu erforschen. Dies beinhaltete – neben den visuellen makro- und mikroskopischen Untersuchungen der Kunstwerke selbst – auch umfassende archivalische Forschungen in Staats-, Stadt- und Kirchenarchiven sowie materialtechnische Untersuchungen, wobei hier vor allem moderne nichtinvasive Analyseverfahren und strahlendiagnostische Methoden zum Einsatz kamen. In diesem Zusammenhang war auch die territoriale Gliederung der einzelnen Untersuchungsgebiete und damit die geographische Struktur des zukünftigen Korpuswerkes zu klären. Prinzipiell stünden dafür mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, so die Orientierung an historischen Gebiets- oder Herrschaftsgrenzen, an früheren oder heutigen kirchlichen Verwaltungsgrenzen oder an den aktuellen Kreis- und Gemeindegrenzen. Nach intensiver Diskussion und Abwägung innerhalb der Projektgruppe und des Fachbeirates fiel die Entscheidung, den Untersuchungen die Kreisgrenzen vor der letzten Gebietsreform und damit eine vergleichsweise nur kurz zurückliegende, jedoch abgeschlossene und sich damit zukünftig nicht mehr verändernde Grenzziehung zu Grunde zu legen, in diesem Falle also den bis 2008 bestehenden Landkreis Freiberg. Für dieses Gebiet fanden sich bislang Hinweise zu 124 Objekten aus dem Zeitraum zwischen 1450 und 1550. Es handelt sich hierbei um 19 Retabel oder Retabelbestandteile, 101 Skulpturen oder Skulpturengruppen und vier Tafelbilder. Von diesen 124 Objekten können heute 97 als sicher erhalten gelten. Betrachtet man die Retabelteile einzeln, erhöht sich die Anzahl der bewahrten Skulpturen auf 185 und die der Tafelgemälde auf 35. Davon entfallen allein 51 Skulpturen – ohne die außerhalb des Untersuchungszeitraumes liegende romanische Triumphkreuzgruppe – auf den Freiberger Dom, sowie insgesamt acht Skulpturen und zwei Tafelbilder auf andere Abb. 4 Interaktive Landkarte spätmittelalterlicher Holzbildwerke und Tafelmalereien in Sachsen, Detailansicht der Bergstadt Freiberg mit verzeichneten Objekten, Arbeitsstand 19. 9. 2021.
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