Leseprobe

12 Abb. 2 MAR I ET TA ROBUST I Studie einer Büste des Vitellius (verso) um 1564, Zeichenkohle, weiß gehöht, auf blauem Papier, 390× 280 mm Privatsammlung Kat. 22 Pseudo-Vitellius (Abguss eines Marmorkopfes in Genua), Gips, H: 37 cm, B: 25 cm, T: 28,5 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung bis 1800, Inv.-Nr. ASN 1987 Schoß liegt und sie anschaut, als auch die in Rückenansicht wiedergegebene Frau, die mit einemMädchen links von ihr auf die Treppe zuschreitet, kämen hier infrage. Aufgrund der Größe und Proportionen beider dargestellten Mädchen ist ihr Alter auf vier oder fünf Jahre zu schätzen. Da das Gemälde spätestens 1556 fertiggestellt wurde, müsste Marietta, wenn sie das Modell war, zumindest 1552 geboren worden sein.12 Wenn Tintoretto die Figurenstudien schon früher anfertigte oder das Werk doch 1553 vollendete, wie von Pallucchini und Rossi vorgeschlagen, wäre sogar ein noch früheres Geburtsdatum denkbar.13 Das ist für die Frage der Urheberschaft von Werken aus Tintorettos Atelier von Bedeutung. Zuschreibungen an Marietta gestalten sich auch deshalb schwierig, weil sie den Stil ihres Vaters adaptierte, ebenso wie ihr Bruder Domenico, demweder Borghini noch Ridolfi eine eigene Biografie widmeten.14 Das Ziel einer erfolgreichenWerkstatt wie jener Tintorettos war es, dass die Gemälde die Handschrift des Meisters trugen, nicht, dass mitarbeitende Familienmitglieder einen individuellen Stil pflegten oder gar die Werke signierten.15 Dennoch gab und gibt es immer wieder Versuche, ausgehend von den raren biografischen Notizen aufgrund stilistischer Besonderheiten oder einer Signatur Marietta Werke zuzuordnen.16 Immerhin war sie rund 20 Jahre in der Werkstatt Tintorettos aktiv undmuss eine Vielzahl an Gemälden geschaffen oder daran mitgewirkt haben.

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