102 »DAS KAB INET T DER ROSALBA« : DI E WACHSENDE PRÄSENZ VON PASTELLB I LDERN IN DRESDEN Obwohl August der Starke die Pastellsammlung in Dresden ins Leben rief, war es sein Sohn, der die Sammlung, die zum größten Teil aus Carrieras Werken bestand, wirklich entwickelte. Nach seinem ersten Besuch in Venedig als Kronprinz kehrte der polnische König August III. mehrmals zurück, und Rosalba Carriera schickte regelmäßig ihre Pastelle nach Dresden. Im Inventar der königlichen Sammlungen von 1728 werden 157 Werke von Rosalba Carriera aufgeführt, die Gemäldegalerie Alte Meister beherbergt heute etwa 73 ihrer Pastelle.5 Die Idee, die königliche Kunstsammlung öffentlich auszustellen, wurde in den Jahren 1745 und 1746 verwirklicht, 1748 wurde die Gemäldegalerie (Abb. 3) eröffnet. Obwohl die Gemäldesammlung an sich schon beeindruckend war, war es das Pastellkabinett, das besonders faszinierte, da es das erste Mal überhaupt war, dass Pastelle für die Öffentlichkeit und nicht für den privaten Gebrauch ausgestellt wurden.6 Der Umfang der Pastellsammlung zeugte vom persönlichen Geschmack des Königs und seiner Wertschätzung für dieses Medium, die durch seine häufigen Besuche in der Werkstatt von Rosalba noch gesteigert wurde. Das Kabinett erhielt auch den sehr treffenden Beinamen »Kabinett der Rosalba«, obwohl es ebensoWerke anderer Künstler enthielt, darunter die der Franzosen Jean-Étienne Liotard und Maurice Quentin de la Tour.7 Abb. 3 CHR I ST IAN GOT TLOB HAMMER Die alte Gemäldegalerie (Johanneum, Stallgebäude) in Dresden, aus: Rittners Dresden mit seinen Prachtgebäuden um 1810 um 1810, Radierung, 202 × 259 mm (Platte), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. A 131531
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