172 Hainhofer war stolz darauf, Bürger der Reichsstadt Augsburg zu sein. Er war Mitglied im Großen Rat und bekleidete öffentliche Ämter. Gebildet und vielseitig interessiert, war er ein großer Förderer der Künste, vor allem der Augsburger Kunsthandwerker. Wie der Großteil der Stadtbevölkerung war er protestantisch. Sein vermittelndes Wesen machte ihn auch für Katholiken zu einem geschätzten Handels- und Gesprächspartner. Als 1632 König Gustav Adolph von Schweden mit seinen Truppen vor Augsburg stand, um die in ihrem Glauben unterdrückte evangelische Bevölkerung zu befreien, spielte Hainhofer eine wichtige Rolle bei der kampflosen Übergabe der Stadt. In seinem Tagebuch schilderte er die dramatischen Ereignisse. Mit Geschick erreichte er, dass der Rat von ihm einen prächtigen Kunstschrank als Geschenk für den Schwedenkönig erwarb. Das Wunderwerk befindet sich heute in Uppsala nördlich von Stockholm. Mit Abzug der Schweden im Jahr 1635 und der erneuten Rekatholisierung Augsburgs verlor er alle Ämter und Privilegien. Hainhofer starb 1647 in ärmlichen Verhältnissen. Das Ende des Dreißigjährigen Kriegs und den Westfälischen Frieden von 1648, der den Augsburger Protestanten die Glaubensfreiheit brachte, erlebte er nicht mehr. Philipp Hainhofer wurde am 21. Juli 1578 in Augsburg als elftes Kind des Kaufmanns Melchior Hainhofer und seiner Frau Barbara, geb. Hörmann, geboren. 1594 ging er nach Italien, um in Padua, Bologna und Siena Jura zu studieren. Nach Aufenthalten in Köln, Amsterdam und Norddeutschland arbeitete er in Augsburg im Familienunternehmen, das mit Textilien und Luxusgütern handelte. 1601 heiratete er Regina Waiblinger. Hainhofer spezialisierte sich auf den Handel mit Kunst, Büchern und Luxuswaren. Er hatte gute Kontakte zu den Medici in Florenz, zur französischen Krone und zum Münchner Hof. 1610 begann seine Tätigkeit für Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin, dem er als Korrespondent, Kunstagent und Diplomat diente. Berühmt wurde sein für den Herzog konzipierter Pommerscher Kunstschrank, den er 1617 persönlich nach Stettin auslieferte. Seit 1613 stand er in engem Kontakt zu Herzog August d. J. zu Braunschweig-Lüneburg. Nach Hainhofers Tod übernahm dieser seinen schriftlichen Nachlass, der sich heute in Wolfenbüttel befindet. Nur wenige Schriftstücke Hainhofers, u. a. sein Tagebuch der schwedischen Besatzung Augsburgs von 1632 bis 1635, sind heute noch in Augsburg erhalten.
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