Leseprobe

96 nen Leisten, und obenher dergl. Laubwerk bekleidet, und auf ihnen hängen die Bilder in prächtigen goldenen Rahmen von Bildhauerarbeit. Auf dem untern Schenkel des Rahmens steht das königlicheWappen, auf dem obern darüber die Krone, von Golde [. . .] Die eine Wand ist mit Bildern unter feinstem geschliffenem Glase behangen: die [gegen] überstehende ist mit prächtigen hohen Spiegeln garnirt, welches einen unumgrenzten Ausblick verschaft.«10 Zwei Zeichnungen aus der Umbauphase 1745/46 präzisieren diese Gestaltung:11 Der Längsschnitt (Abb. 2) zeigt zwei hohe Fenster mit rundbogigemAbschluss. DerWandsockel ist mit einer profilierten Täfelung (Lambris) verkleidet. Um das umlaufende Gesims über den Fenstern rankt sich ein Dekor aus vergoldeten Rocaillen, das in die gewölbte Decke übergeht und an den Längswändenmittig ein bekröntes »A« für August bildet. Zusammen mit den vergoldeten Rahmen der Pastellgemälde muss dies die gesamte Raumwirkung eindrücklich geprägt haben. Hinzu kam die Vervielfältigung der Motive durch die erwähnten Spiegel, die in dieser Ansicht allerdings nicht abgebildet sind. Unklar bleibt, ob die beiden Zeichnungen Entwürfe vor der Realisierung sind oder die Ausführung dokumentieren. Weiter ist ebenfalls nicht gesichert, ob die grüne Lavierung der Stirnwand in der Querschnittszeichnung (s. Kat. 137) die Farbe imKabinett wiedergibt. Leider existieren von diesemRaum keine Abbildungen oder Fotografien, und auch von seiner Ausstattung hat sich nichts erhalten: Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark zerstört, beimWiederaufbau von 1954 bis 1968 erhielt der Raum eine Zwischendecke. Während die unvergleichliche Pastellsammlung fraglos auf den persönlichen Geschmack des Kurfürsten-Königs zurückgeht, ist nicht überliefert, wer die Entscheidung getroffen hat, diese gesondert in einem eigenen Raum auszustellen. Die These, dass Algarotti hier Ideengeber gewesen sei, der die bestehende Sammlung Alter Abb. 2 (Kat. 136) Unbekannter Zeichner, nach Johann Christoph Knöffel Kurfürstliches Stallgebäude, Pastellkabinett, Längsschnitt 1745/46 · Feder, laviert Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Inv.-Nr. M 6.Vl.Bl. 9

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1