152 des Kleides. Sie pflegte eine enge persönliche Beziehung zur ehemaligen Kaiserin, die selbst in der Pastellmalerei dilettierte. Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg heiratete 1699 den späteren Kaiser Joseph I. und wurde so zur Kaiserin des Reiches. Ihre erste Tochter Maria Josepha (s. Kat. 69) ehelichte 1719 Friedrich August II., den späteren König von Polen August III. (s. Kat. 131), wodurch die politische Verbindung zwischen Österreich und Sachsen familiär gefestigt wurde. Wilhelmine Amalie war Schwägerin von Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, der Mutter von Maria Theresia. Das Bild entstand während des Aufenthalts von Carriera in Wien 1730, bei dem sie auch andere Familienmitglieder aus dem Hause Habsburg in Bildnissen festgehalten hat (s. Kat. 67 und S. 240, Gal.-Nr. P 19). RE Literatur: Riedel, Wenzel 1765, S. 239; Woermann 1887, S. 762; Sani 1988, S. 310, Nr. 259; Henning, Marx 2007, S. 68–72; Sani 2007, S. 264–266, Nr. 289; Henning 2009, S. 297, I-11; Penz 2017; Jeffares online, J.21.0208. · 69 · Rosalba Carriera Maria Josepha, Gemahlin König Augusts III. von Polen 1730? Pastell auf Papier, 53,5×42,5 cm Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gal.-Nr. P 5 Möglicherweise 1742 erworben aus dem Nachlass von Kaiserin Wilhelmine Amalie Rückseite Kassette Dreikönigenzettel (Typ 1b mT) Rosalba Carriera zeigt Maria Josepha, die Tochter von Kaiser Joseph I. und seiner Frau Wilhelmine Amalie (Kat. 68) vor einem dunklen Hintergrund in einem silbernen Kleid und übergeworfenem weißen Hermelinkragen. Reicher Diamant- und Perlenschmuck in den Haaren, aber auch an den Ärmeln und eine Achselschleife zieren die Habsburgerin. Das strahlend helle Weiß des Kleides, der gepuderten Haare und ihres Dekolletés wird durch die graublauen Augen, das zarte Rosa in ihrem Gesicht und den roten Mund aufgelockert. Dass Maria Josepha keine Schönheit war, belegen spätere Porträts, zum Beispiel von Louis de Silvestre oder Anton Raphael Mengs, die die stark hervortretenden Augen und die markante Nase nicht beschönigen. Wann Carriera dieses Bildnis der Erzherzogin gemalt hat, ist nicht bekannt; bislang wird es während ihres Aufenthalts in Wien 1730 vermutet. Maria Josepha erscheint in diesem Bild aber noch jugendlich idealisiert; denkbar wäre so auch eine Entstehung im Zuge oder nach der Hochzeit mit Friedrich August von Sachsen. Der sächsische Kurfürst August der Starke hatte seit langem diese Verbindung zwischen dem Habsburger Kaiserhaus und dem Kurfürstentum Sachsen betrieben. 1719 schließlich konnte in Dresden das prunkvolle Hochzeitsfest begangen werden. Da der Kronprinz bereits 1712 in Venedig den Kontakt zu der von ihm hochverehrten Künstlerin aufgenommen hatte, wäre sein Wunsch nachvollziehbar, seine ihm angetraute Ehefrau von Carriera porträtieren zu lassen. RE Literatur: Riedel, Wenzel 1765, S. 239; Sani 1988, S. 311, Nr. 266; Henning, Marx 2007, S. 73–75; Sani 2007, S. 270f., Nr. 298; Jeffares online, J.21.0745; vgl. A-Kat. Bad Pistyan 1924, S. 11, Nr. 41; Schnitzer 2014, S. 51, 235, Nr. 7. · 69 ·
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