177 1918–1933 Gustav Wolf ie sehr bewegten Zeiten zum Ende des Jahres 1918 – erst das Kriegsende, dann der Zusammenbruch der Monarchie im Deutschen Reich – verbrachte Albrecht von der Gabelentz als Offizier im Dresdner Generalkommando. Nach seinen dortigen Erlebnissen als Zeitzeuge bei der Auflösung des Heeres im Beisein der neuen Arbeiter- und Soldatenräte fand er sich bereits zum Jahreswechsel 1918/19 als Zivilist und Museumsdirektor wieder. Herzog Ernst II., welcher ihn bereits am 25. Oktober 1912 als unbesoldeten Direktor des Herzoglichen Landesmuseums mit den bedeutenden Sammlungen Bernhard August von Lindenaus berufen1 hatte, war – wie alle deutschen Fürsten im Zuge der revolutionären Ereignisse des Novembers 1918 – als einer der letzten deutschen Landesherren am 13. November zurückgetreten. Albrecht stand frühzeitig in Verhandlungen mit der neuen Landesregierung des nunmehrigen Freistaates Sachsen-Altenburg,2 um eine sinnvolle Nutzung des leerstehenden Altenburger Residenzschlosses unter anderem als Altenburger Heimatmuseum zu erreichen. In den folgenden Jahren wurde durch die neue Gebietsregierung die Einrichtung des Heimatmuseums als Staatliches Museum im Schloss vollzogen und Gabelentz, der weiterhin das Lindenau-Museum leitete, nun auch als dessen Direktor berufen. Somit war Albrecht von der Gabelentz der erste Altenburger Museumsleiter, der den beiden Einrichtungen, Lindenau- und Schlossmuseum, als Direktor vorstand (Abb. 1). Eine nicht ganz zufällige Altenburger Besonderheit brachte es mit sich, das etwas später sein jüngerer Halbbruder Hanns-Conon von der Gabelentz (1892–1977)3 ebenfalls als Direktor des Lindenau-Museums und Ehrenbürger der Stadt nach 1945 seine Spuren in der Altenburger Kulturlandschaft hinterlassen hat.4 Albrecht erblickte am 9. Oktober 1873 in Dresden das Licht der Welt, als sein Vater dort Regierungsassessor war. Seine Mutter war eine geborene Freifrau Alexandra von Rotkirch und Trach (1854–1925). Sein Vater erhielt erst eine Professur für ostasiatische Sprachen an der Universität Leipzig, später in Berlin. Dadurch hielt sich Albrecht während seiner Kindheit hauptsächlich in der Großstadt und in den Ferien auf dem Land im Rittergut Lemnitz, einem weiteren Anwesen der Familie bei Triptis im Neustädter Kreis, auf.5 Seine Gymnasialzeit verbrachte er erst im Carolo-Alexandrinum in Jena, dann weitere drei Jahre bis zum Abitur auf dem königlich-sächsischen Gymnasium in Chemnitz. Dort wohnte er bei dem Bismarck-Forscher Horst Kohl in Pension.6 Nach dem relativ frühen Tod seines Vaters erfolgte die Übernahme des väterlichen Ritterguts Poschwitz unweit Altenburgs. Zunächst nahm Albrecht ein Studium über drei Semester in Heidelberg auf. Dort hatte er sich aktiv in der Burschenschaft »Saxoborussia« betätigt, wie später auch sein jüngerer Bruder, der ebenfalls in Heidelberg studierte. Danach setzte er noch in Berlin das Jurastudium fort. Seinen Wehrdienst absolvierte er als Einjährig-Freiwilliger beim Königlich-Sächsischen Carabinier Regiment in Borna. Das Militär muss ihm soweit zugesprochen haben, dass er seine Referendarausbildung abbrach, um als aktiver Offizier mit dem Dienstgrad Leutnant 1897 in das Regiment einzutreten.7 Am 19. Mai 1903 vermählte sich Albrecht mit Olga von Helldorf (1875–1947) aus dem Haus Gleina-Nebra (Abb. 2). Es erfolgte der Abschied aus dem aktiven Militärdienst als Rittmeister und der Einzug mit seiner Braut ins Schloss Poschwitz. Bisher hatte er dort nur eine Junggesellenwohnung während des Studiums genutzt, da seine Großmutter Henriette, geb. von Linsingen (1813–1892), das Rittergut bewohnte. Bei dieser Gelegenheit der Heimholung der Braut gab es eines der letzten lokalen Bauernreiten der umliegenden, zum Rittergut Poschwitz gehörenden Dorfschaften.8 Durch den bereits betagten Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg erfolgte am 16. September 1906 die Ernennung zum Kammerherrn im herzoglichen Hofdienst. Nach dem Ableben des Herzogs 1908 beförderte ihn Herzog Ernst II. ab August 1909 zum Kammerherrn der neuen Herzogin Adelheid.9 Die Aufgaben des Hofdienstes umfassten unter anderem die standesgemäße Begleitung des Herzogspaars zu Hofjagden, diversen Hoffesten, Reisen des Herzogspaars wie nach Norwegen und Spanien und nicht zuletzt die Begleitung der Antrittsbesuchsfahrten des neuen Herzogspaars in fast alle Landesteile D
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