Leseprobe

hungen, die Regierung und Verwaltung der zahlreichen früheren fürstlichen Kleinstaaten in der damaligen Landeshauptstadt Weimar zu bündeln, spiegeln sich nicht zuletzt auch im Kulturbereich wider. Wiederholt finden sich im erhaltenen Schriftverkehr imWeimarer Hauptstaatsarchiv Zeugnisse über die Bestrebungen der Direktion der Staatlichen Kunstsammlungen in Weimar, die Altenburger Museen der Weimarer Museumsdirektion zu unterstellen. Nach erfolgreichem Prozess vor der höchsten Instanz des Reichsgerichts bekam das herzogliche Haus des ehemaligen Herzogs Ernst II. das Schloss als Eigentum zurück.19 Der wiedererlangte Residenzbau einschließlich Schlossmuseum wurde seit 1934 in der Herzog-Ernst-­ Stiftung verwaltet. Als Nachfolger von Albrecht von der Gabelentz wurde durch den früheren Herzog der Geheime Hofrat Kronberg mit der Leitung des Museums eingesetzt. Hingegen wurde der jeweilige Direktor des LindenauMuseums weiter vom Thüringischen Volksbildungsministerium ernannt, sodass die gemeinsame Leitung beider Einrichtungen nicht fortgeführt wurde. Zwar verblieben die antiken Keramiken weiterhin im Schloss, doch unterstanden sie als staatliche Leihgaben fortan der Aufsicht des jeweiligen Direktors des Lindenau-Museums. Bedingt durch die angeführte Gründung des Schlossmuseums war Albrecht von der Gabelentz auch im Lindenau-Museum zunächst mit der Neuordnung der Bestände gefordert. Das in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens als Landesmuseum konzipierte Haus am Schlosspark beherbergte neben den Beständen der Lindenau’schen Sammlungen anfänglich auch naturkundliche und ethnografische, volkskundliche und landesgeschichtliche Objekte. Nachdem mit der Errichtung des Naturkundemuseums Mauritianum bereits die naturkundlichen und ethnografischen Sammlungen entfernt worden waren, plante Gabelentz im Zuge der Einrichtung des neuen Schlossmuseums, alle heimatkundlichen Bestände dorthin zu überführen. So wurden die Sammlungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes,20 die bisher im Erdgeschoss des Lindenau-Museums ausgestellt waren, Ende 1920 ins Schloss überführt. Darunter befanden sich die sakralen Plastiken und Gemälde, die Altenburgica-Bibliothek, die Altenburger Bauernstube sowie Bauerntrachten und weitere Gerätschaften und ferner die wertvolle Münzsammlung der Gesellschaft.21 Auch die große Sammlung vor- und frühgeschichtlicher Objekte wurde damals ins Schloss überführt. Daneben entschied Gabelentz, ebenso die kunstgewerblichen Bestände der Sammlungen Bernhard August von Lindenaus aus dem fortan als reines Kunstmuseum dienenden Gebäude am Schlosspark auszusondern. So gelangte 1920 auch die Sammlung von griechischen und etruskischen Tongefäßen in das Schloss. Dass die Neustrukturierung des Lindenau-Museums damals auch kritische Reaktionen hervorrief, zeigt eine Äußerung Wilhelm Koehlers, des 3 Lucas Cranach d. J. (?) Der Heiland und St. Johannis als Kinder, um 1520 (?) 4 Peter August Böckstiegel Stillleben mit Sonnenblumen, 1915 ®

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