Leseprobe

181 damaligen Leiters der Staatlichen Kunstsammlungen in Weimar, der 1923 erklärte: »Der letzte durch Herrn v. d. Gabelentz durchgeführte Tausch von alten kunstgewerblichen Objekten gegen moderne Pseudokunst beweist den völligen Mangel an Urteil.«22 Zu den Ankäufen zeitgenössischer Kunst, um die sich Gabelentz besonders bemühte, gehörten neben Werken regionaler Künstler wie Ernst Müller-Gräfe, Erich Dietz oder die aus Kahla stammende und in München tätige Landschaftsmalerin Lonny von Plänckner ebenfalls überregional bekannte Namen wie Raffael Schuster-Woldan und Eugen Bracht. Stilistisch reichte das Spektrum von naturalistischen über impressionistische bis hin zu vom Expressionismus beeinflussten Arbeiten wie Peter August Böckstiegels Sonnenblumen (Abb. 4). Neben der Neustrukturierung der Sammlungen und der damit einhergehenden Profilierung des Lindenau-Museums als Kunstmuseum war die Zeit des Direktorats von Albrecht von der Gabelentz vor allem von chronischer Finanznot und Unterfinanzierung geprägt. Dies kommt unmissverständlich in dem Schriftverkehr des Museums mit dem zuständigen Thüringischen Volksbildungsministerium zutage. Es wurden nur bescheidene Summen für Neuankäufe und Ähnliches bereitgestellt, um insgesamt einen minimalen Museumsbetrieb aufrechtzuerhalten. Ungeachtet der knappen Finanzmittel wurde freilich für den Besuch des Museums, das sonntags von elf Uhr bis 13 Uhr, in den Sommermonaten zusätzlich mittwochs von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet hatte, kein Eintrittsgeld erhoben, »weil die Altenburger sonst nicht ins Museum gehen«.23

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