234 Walter Grünert (1889–1980) und Heinrich Mock (1904–1984) lustig gemacht wurde: »[. . .] grünert-ig sich mock-ieren!« ist nur eine der entsprechenden Schöpfungen. Besonders über die niemals fertig werdende Ausmalung des Treppenhauses im Museum, welches immer wieder zu öffentlichen Diskussionen führte und selbst ein Spottgedicht Sporgels6 zur Folge hatte, gab es häufig deftige Scherze. Mock und Grünert wurden wegen mangelnder Fachkenntnis in ihren Posten als Dilettanten bezeichnet.7 Auch die Gegenseite nahm jede Gelegenheit zum Anlass, die Hütte- Mitglieder beispielsweise als Laien- oder Theatermaler zu diskreditieren oder deren künstlerisches Wirken zu verschweigen.8 Mit der Übernahme der Museumsleitung durch Heinrich Mock im Jahr 1933 legte der ohnehin gesundheitlich angeschlagene Otto Pech seinen Posten als Kustos nieder. In den folgenden Jahren eskalierte der Konflikt zusehends: Die Hütte-Mitglieder verließen geschlossen den Kunstverein. Daraufhin wurde versucht, sie aus dem Ausstellungsgeschehen auszuschließen. Bei einem Denkmalwettbewerb9 kam es zum Eklat, weil niemand mit dem Vertrauensmann des Reichsverbands der bildenden Künstler Ernst Müller-Gräfe zusammenarbeiten wollte.10 Am Ende denunzierte ein Schreiben Heinrich Mocks über den Streitfall um die Aufstellung einer vier Meter großen Barbarossafigur im Zuge der Feierlichkeiten zum Barbarossajahr 1935 Otto Pech als ehemaligen Freimaurer. Dies wiederum führte im Jahr 1938 zur offiziellen Auflösung der Altenburger Kunst-Hütte, da er aufgrund seiner Logenmitgliedschaft den Vorsitz nicht mehr übernehmen durfte.11 Es ist anzunehmen, dass in diesem Vorfall einer der Gründe lag, die den Oberhausmeister des Museums Ernst Hecker, der gut mit den Hütte-Mitgliedern befreundet war,12 dazu bewegten, seinen Chef Heinrich Mock wegen dessen »Herrenbesuchen«, die ein offenes Geheimnis waren, anzuschwärzen. So bedauerlich all diese Vorkommnisse waren, erwuchs doch auch viel Gutes aus der Verbindung von Kunst-Hütte und LindenauMuseum: Die heimische Kunst wurde ganz im Sinne des Museumsgründers Bernhard August von Lindenaus gefördert, zahlreichen Altenburgern wurde die Möglichkeit gegeben, sie zu sehen, und viele Werke fanden den Weg in die privaten Stuben hier und teilweise auch weit über das Altenburger Land hinaus. Zahlreiche Schüler fanden wiederum über ihren Lehrer Otto Pech ihre Zukunft in der Kunst, und selbst die Kunst-Hütte bestand, wenn auch nicht mehr als eingetragener Verein, noch jahrelang weiter.13 2 Eintrittskarten zu Ausstellungen der Altenburger Kunst-Hütte, 1927, 1930
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