Leseprobe

431 1855 Die Staatsregierung des Herzogtums Sachsen-Altenburg nimmt das Vermächtnis Lindenaus mit allen vom Erblasser bestimmten Modalitäten an. Die Landschaft als gewählte Landesvertretung gibt die verfassungsmäßige Zustimmung zur Übernahme der Bücher, der Kunstschätze und des Kapitals in das Staatseigentum. Die eingesetzte Verwaltungskommission der Lindenau-Zach’schen Stiftung entscheidet im Rahmen der Stiftungsbestimmungen über die Verwendung des hinterlassenen Vermögens. Es wird hauptsächlich zum Unterhalt der Museumsschule, für Stipendien und zur Erweiterung der Bibliothek eingesetzt, über lange Zeit jedoch kaum für den Kauf neuer Kunstwerke. 1856 Die Landschaft stimmt dem Erlass der Staatsregierung über den Bau eines neuen Museums zu. Erdmann Julius Dietrich wird von der Lindenau-Zach’schen Stiftung aufgefordert, ein Verzeichnis der Sammlungen mit exakten Maßangaben zwecks Raumberechnungen für das vorgesehene Gebäude anzufertigen. 1857 Laut Bekanntmachung der LindenauZach’schen Stiftung vom 14. Juli kann das Museum von Mai bis Oktober jeden Freitag von 14 bis 16 Uhr unentgeltlich besucht werden, jedoch höchstens von 20 Personen am Tag, die dafür Karten im Rathaus erhalten. Zusätzlich ist das Museum jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr für künstlerische und wissenschaftliche Studien geöffnet. 1858 Jeden Mittwoch finden öffentliche Führungen durch Altenburger Künstler statt. Die Teilnehmerzahlen gehen nach anfänglich regem Zuspruch im Lauf der Jahre stark zurück. 1861 Georg Mylius, Neffe von Lindenaus Freund Heinrich Mylius (1769–1854), liefert Stiche nach Werken von Correggio. 1862 Im Dezember ermächtigt die Landschaft die Staatsregierung, den Bauplatz für das Museum auszuwählen. 1864 Die Kupfermühle und das Berger’sche Hausgrundstück neben dem Pauritzer Teich werden für den Museumsbau erworben. Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg kauft für das Museum aus dem Nachlass des Künstlers Ludwig Doell die Gemälde Albanerin, Der Tod Abels und Amor und Psyche. 1865 Umzug der Herzoglichen Landesbibliothek vom Zerneck’schen Haus vor dem Burgtor an der Stelle des heutigen Theatergebäudes ins zweite Obergeschoss der neu erbauten Landesbank. Es war auch in Erwägung gezogen worden, Landesbank und Museum in einem Gebäude zu vereinen. 1866 Im Januar unterbreitet der Altenburger Baurat Julius Robert Enger (1820–1890) eine ausführliche Aufstellung zum Raumbedarf der Sammlungen des Pohlhof-Museums und der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. 1867 Am 23. Januar konstituiert sich der Altenburger Kunstverein unter anderem mit dem Ziel, das vernachlässigte Lindenau-Museum zu unterstützen. Baurat Enger schlägt als Standort für das neue Museum das Areal des alten Theaters im Schlossgarten vor. In der Kunstzeitschrift Die Dioskuren erscheint anonym eine sehr kritische Beleuchtung der Situation der Lindenau´schen Sammlungen. 1870 Die Öffnungszeiten werden auf die Sonntage, von 15 bis 17 Uhr, erweitert. 1871 Im November stellt der herzogliche Staatsfiskus das Areal des Hoftheaters im Schlossgarten kostenlos für den beabsichtigten Museumsbau zur Verfügung. Die Kommission der Landschaft lehnt diesen Bauplatz jedoch ab und plädiert für das Gelände am Fuß des Schlossparks. Das Gebäude soll neben den Lindenau´schen Kunstsammlungen und der Museumsschule auch die Sammlungen der Naturforschenden Gesellschaft sowie der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft aufnehmen. 1872 Der Herzog bestätigt im März den Vorschlag der Landschaft. 1873 Nach der endgültigen Einigung zwischen Landschaft und Herzog auf den Standort des neuen Museums wird eine Bausumme von 110 000 Talern bewilligt, die Finanzkommission und Staatsregierung im Folgejahr bestätigen. Der Maler Hugo Teller (1824–1884) wird als Museumsgehilfe eingestellt. 1874 Mitte April wird mit dem Neubau des Lindenau-Museums nach den Plänen von Julius Robert Enger begonnen. 1875 Der inzwischen abgelaufene Nutzungsvertrag für das Gebäude auf dem Pohlhof muss um ein Jahr verlängert werden. Im Oktober sind die Räume des neuen Museums bezugsfertig. Am 27. Oktober findet die letzte öffentliche Führung im Pohlhof-Museum statt. 1876 Der Dresdner Museumsdirektor Hermann Hettner (1821–1882) legt den Plan für den Umzug der Kunstwerke aus dem Pohlhof in das neue Museum vor. Am 1. März tritt Traugott Hecker (1846–1915) den Museumsdienst als Hausmeister an. Kustos bleibt der inzwischen 68-jährige Erdmann Julius Dietrich. Im Juni wird das geräumte Museum auf dem Pohlhof den Enkeln von Lindenaus Bruder, Friedrich von Lindenau (1781–1859), übergeben. Sie lassen es bald darauf abreißen. Am 11. Juli wird das neue Museum als Herzogliches Landesmuseum im Beisein von Herzog Ernst I. und Herzogin Agnes eröffnet. Die gesamten Bau- und Ausstattungskosten belaufen sich auf 350 343 Mark. Die herzogliche Regierung übernimmt für das Museum einen jährlichen Zuschuss von 450 Talern. Die Hauptlast für Unterhalt und Wirksamkeit trägt weiterhin die Lindenau-Zach’sche Stiftung aus den Zinsen des Stiftungsvermögens. 1878 Nach dem Tod Erdmann Julius Dietrichs wird Karl Moßdorf sein Nachfolger als Kustos des Museums und Leiter der Museumsschule. Erste Baureparaturen, besonders an der Terrasse, sind erforderlich. 1880 Aus Ausstellungen des Kunstvereins Altenburg werden regelmäßig Ankäufe getätigt. Manche dieser Bilder, wie das Panorama von Kairo von Friedrich Otto Georgi, verdienen größeres Interesse. Im gleichen Jahr gelangt die Büste Kaiser Wilhelms I., modelliert vom Hofbildhauer Gustav Kühn, in das Museum. 1881 Ankauf von vier Gemälden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1