180 Massenvernichtung im »Kleinen« Die blutige Seite des Kalten Krieges, welche oftmals nicht im Fokus der globalen Weltöffentlichkeit stand, war während der gesamten Epoche grausame Realität mit teils weitreichenden Folgen bis in die heutige Zeit und Politik. Sie begann zum Ende eines weltumspannenden Krieges und hat ihren Abschluss noch immer nicht gefunden, denn auch heute noch wird mit einem gewissen Anteil dieser Waffentechnik Blut vergossen. Diese Waffentechnik ist klein, billig und zum Teil selbst von vorindustriellen Akteuren herstellbar. Es ist stets ein Kampf der Interessen, von Angebot und Nachfrage und Verbindungen. Die Akteure können dabei lokal sehr begrenzt oder um die halbe Welt nach der Quelle des Machtmittels Handwaffentechnik suchen und fündig werden. Als Kleinwaffen werden Waffen definiert, die von einer einzelnen Person benutzt und getragen werden können. Dazu zählen unter anderem Pistolen, Gewehre, leichte Maschinengewehre, aber auch Handgranaten und Minen. Aufgrund ihrer Größe sind sie sehr flexibel und entziehen sich leichter als große Waffensysteme der Kontrolle von außen. Nach Schätzungen des Small Arms Survey befinden sich aktuell mehr als eine Milliarde Schusswaffen weltweit im Umlauf, davon mehr als zwei Drittel in ziviler Hand.1 Es wird angenommen, dass täglich etwa 1000 Menschen durch Schussverletzungen, verursacht von Kleinwaffen, sterben.2 Kofi Annan, früherer Generalsekretär der Vereinten Nationen, beschrieb Kleinwaffen in seiner im Oktober 2000 gehaltenen Millenniumsrede We the Peoples hinsichtlich der unkontrollierten Proliferation derselben als Massenvernichtungsmittel.3 Und obwohl in der spannungsgeladenen Zeit des Kalten Krieges immer die Bedrohung durch die atomare Vernichtungstechnik und die gegenseitige Androhung in Phasen der politischen Konfrontation für Angst und Schrecken sorgten, so war es doch die Technik der Kleinwaffen, die real über Jahrzehnte eingesetzt den wahren Blutzoll des Kalten Krieges forderte. Der Anfangsphase des Kalten Krieges liegt eine tiefgreifende Erkenntnis zugrunde, die Nicht-Einsetzbarkeit des atomaren Waffenpotenzials. Aufgrund der massiven Rüstung und immer stärkerer atomarer Sprengköpfe würde deren gegenseitiger Einsatz die Menschheit sehr wahrscheinlich vernichten. Dies führte zu einer Umstrukturierung des strategischen Ansatzes, aber gleichzeitig auch zu einer Erhöhung des Drohpotenzials durch immer bessere Trägersysteme und Abschussmöglichkeiten, um den jeweiligen »Feind« in Schach zu halten. Das verursachte immense Kosten, die ihrerseits erwirtschaftet werden mussten. Schlussendlich sollte am Ende des Kalten Krieges der Kostenanteil für die atomare Rüstung, mit Sprengköpfen, Trägersystemen und Weiterem, den überproportionalen LöwenVorbetrachtung
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