182 Massenvernichtung im »Kleinen« Am Ende von Kriegen bleibt vieles zurück. Tote, Verwundete, Zerstörung, zutiefst traumatisierte Menschen und Wehrmaterial. Dieses Material, angehäuft durch enorme Kraftanstrengungen der Volkswirtschaften, bleibt zumeist in sehr großer Zahl übrig. Es wird in der Regel von den »Gewinnern« des Konflikts eingezogen, gesammelt und entweder vernichtet oder weiter genutzt. Diese Nutzung erfolgt dabei sowohl für eigene Verbände, für die Ausstattung von Nachfolgestrukturen des einstmaligen Feindes oder geht an interessierte Käuferschichten in aller Welt. Es ist äußerst erstaunlich, um welche Mengen es sich teilweise handelt und wo so manch verstecktes Depot noch aufgetan wird. Auch unverbrauchte Bauteile werden gern noch zu funktionsfähigen Waffen zusammengesetzt, wie beispielsweise mit Restbeständen von Karabiner 98k oder auch MG 42 in Nachkriegsdeutschland geschehen. Diese Bestände, die technisch den Stand ihrer Zeit repräsentierten, und die rasche Wiederaufnahme der Rüstungsproduktion nach Ende des Zweiten Weltkriegs schufen im Zuge der Zuspitzung des beginnenden Kalten Krieges ein reichhaltiges Angebot an Waffen. Und Angebote suchen Absatz. Dieser Absatz war zum einen durch die Neuausstattung neu gegründeter Armeen, wie der Bundeswehr, gegeben. Staatliche Aufträge mit festgelegten Lieferzeiten und Abnahmemengen. Dann natürlich auch durch Unterstützungsleisten für offizielle Partner und befreundete Staaten im Lichte der Öffentlichkeit. Und dann noch nicht ganz so lupenreine Aktivitäten. Diese liefen größtenteils ohne Kenntnis der eigentlichen Produzenten ab oder zumindest in dem Glauben, nach geltendem Recht und Verantwortung zu handeln. Ab den 60er- und 70er-Jahren sah die Situation anders aus. Vor allem deutsche Firmen fanden einen neuen Weg des Exports, die Lizenzvergabe.4 Durch die Produktion im Ausland griffen deutsche Gesetzte kaum und konnten somit umgangen werden. Interessant zu betrachten ist dabei das Sturmgewehr G 3, welches in mehr als einem Dutzend Ländern produziert wird, unter anderem in Pakistan, dem Iran und Saudi-Arabien. Auf diese Weise konnten die Überkapazitäten der Firmen wirtschaftlich genutzt werden. Abseits dieser »grauen« Zone bleibt natürlich auch der illegale Handel ein großes weltweites Problem, das kaum zu bändigen ist. Der Schmuggel von Waffen, wie auch anderer Waren, war von jeher ein lukratives Geschäft. Dieses wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt: die einsetzende Dekolonisierung Asiens und Afrikas, politische Instabilität in den neu gegründeten Staaten und den Kampf rivalisierender Gruppierungen innerhalb dieser. Und allen Ortes der Schrei nach Waffen. Der Schmuggel von Kleinwaffen bietet dabei mehrere Vorteile für die Beteiligten. Es ist Der Weg der Kleinwaffentechnik
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