67 8 Statue eines Heros Auf eine von Polyklet geschaffene Statue muss der Frisur zufolge ein leicht überlebensgroßer Kopftypus zurückgehen, den in Dresden Abgüsse der Bronzebüste aus Herkulaneum (Abb. 1–3)149 und des marmornen Kopfes in der Centrale Montemartini in Rom vertreten.150 Von den bislang bekannten Repliken, die fast alle zu Hermen oder Büsten gehört haben, tragen einige eine wulstförmige Binde im Haar, die dafür spricht, dass mit diesen Darstellungen Herakles gemeint ist. Aber zeigte auch das polykletische Werk diesen Heros? Diese Frage lässt sich nicht mit Gewissheit beantworten, weil sich bei keiner der Skulpturen, die den zum Kopftypus gehörigen Körper überliefern, ein Attribut erhalten hat. Die fünf Körperrepliken, die übrigens alle in der Größe gegenüber dem Vorbild um fast zwei Drittel reduziert sind,151 informieren lediglich darüber, dass die linke Hand an den Rücken gelegt und der rechte Arm so positioniert war, dass sich die Hand ungefähr auf Höhe des Halses in einer gewissen Entfernung und nach rechts versetzt vor dem Körper befunden hat.152 Die exponierte Position der Hand legt die Annahme nahe, dass diese kein Attribut gehalten hat, sondern einen Redegestus vollführte. Sollte diese Rekonstruktion zutreffen, wäre eine Deutung der Statue als Herakles als eher unwahrscheinlich anzusehen. Die Tätigkeit des Dargestellten wird dadurch unterstrichen, dass der Kopf zur rechten Hand weist. Besonders gut zeigen dies die kleinformatigen Repliken, etwa das Köpfchen, das sich zeitweise im Besitz des bereits mehrfach erwähnten Dresdner Archäologen Paul Arndt befunden hat (Abb. 4–5). Aus der Bildunterschrift zu einem Foto aus Arndts Nachlass geht hervor, dass dieser das Abb. 1–3 Unbekannter Bildhauer: Kopf der Teilkopie einer polykletischen Statue Bronze, zweite Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. Neapel, Museo archeologico (hier im Dresdner Abguss: Inv. ASN 2037)
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