Bebilderte Postkarten wurden Ende des 19. Jahrhunderts zu einem zentralen Massenmedium, das Ansichten von fernen und nahen Landschaften, Dörfern und Städten sowie Darstellungen von Personen bereithielt. Käufer*innen und Absender*innen sowie Empfänger*innen und Sammler*innen nutzten die beliebten Karten, um sich ein Bild von der Welt und ihrer Bevölkerung zu machen. Als visuelles Massenmedium formten vor allem Bildpostkarten mit sogenannten Volkstypen Vorstellungen einer nach Völkern geordneten Welt. Die kleinen Karten waren (Kommunikations-)Medien, die Kategorien und Wertigkeiten konstruierten. Gerade in den multiethnischen Regionen des östlichen Europa kam ihnen in einer Phase zunehmender nationaler Identifikation eine wichtige Rolle bei der Abgrenzung des Eigenen und des Fremden zu. Sie waren aber vor allem auch Produkte: Mit dem Beginn des »visuellen Zeitalters« (Paul) entstanden neue Geschäftsfelder und Erwerbsmöglichkeiten: Fotoateliers, Buch- und Papierhandlungen, Verlage und Druckereien verdienten ihr Geld mit gedruckten Bildern, um 1900 insbesondere in Form von Bildpostkarten. Der vorliegende Band widmet sich der politischen und ökonomischen Dimension jener visuellen Massenmedien im östlichen Europa vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. 9 783954 987658 SANDSTEIN
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