11 10 VOM KOPF ZUR MASKE – THEMATISCHER SCHWERPUNKT DER SAMMLUNG Die von Anna und Michael Haas zusammengetragene Sammlung hat einen dezidierten thematischen Schwerpunkt, den sie griffig mit dem Leitgedanken ›vom Kopf zur Maske‹ umreißen. Unter diesen beiden Begriffen versammeln sich schöpferische Auseinandersetzungen ausgehend vom menschlichen Kopf beziehungsweise Gesicht, dessen künstlerische und kreative Erfassungen, Bearbeitungen, Verformungen bis hin zur Maskierung beziehungsweise Maskenhaftigkeit. Ihren (emotionalen) Ausgangspunkt hat die Sammlung in der Elzacher Fasnet. Das in Berlin lebende Sammlerpaar ist im Schwarzwald aufgewachsen und der Heimat weiterhin sehr verbunden. Daher gibt es auch einige Werke, die direkt mit der traditionsreichen Elzacher Fasnet zu tun haben, wie das Gemälde Alemannische Masken aus dem Jahr 1952 von Otto Dix (1891–1969) (Abb. S. 28), auf dem unter anderem die traditionelle Maskenfigur des sogenannten Schuttig abgebildet ist. Auch der griechische Maler Dimitris Tzamouranis (*1967) lässt sich – nachdem er das närrische Treiben selbst miterlebt hat – zu einer Serie von Maskengemälden (Abb. S. 32, 33) inspirieren, unter anderen ist eine Abwandlung des Schuttig, der Rägemolli (Molch), abgebildet. Darüber hinaus haben sie auch historische Masken von anonymen Handwerkern und Handwerkerinnen aus anderen Gegenden zusammengetragen wie beispielsweise eine »Süddeutsche Maske«, 19. Jahrhundert (Abb. S. 37), eine »Alpenländische Maske« (Abb. S. 29)1 oder einen »Teufel« (Abb. S. 91) aus dem 17./18. Jahrhundert. An dieser Aufzählung kann man schon die Besonderheiten erkennen, die das Sammlerpaar geleitet haben: Zum einen sind die Objekte nicht ausschließlich von Künstlern und Künstlerinnen geschaffen, sie können ebenso aus dem Handwerk, der industriellen Produktion oder der angewandten Kunst stammen und bestimmten Funktionen wie zum Beispiel Gebäudeschmuck dienen. Tatsächlich spielt der Bekanntheitsgrad der Künstler und Künstlerinnen für die Aufnahme in das Sammlungskonvolut keine Rolle. Es kommt Anna und Michael Haas vor allem auf die Einzigartigkeit an, die das Werk im Hinblick auf die Thematik beisteuern kann, und deswegen zählt für sie allein das jeweilige spezifische Objekt, das in nicht wenigen Fällen auch anonymen Ursprungs ist. Zum anderen ist das Besondere, dass die Objekte in unterschiedlichen Epochen entstanden. Das zeitlich früheste in der Ausstellung gezeigte Exponat stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (»Fratze«, Abb. S. 93). Es könnte als skulpturales Zierelement an sakralen oder profanen Gebäuden gedient haben. Der in Stein gemeißelte Blick aus leeren Augenhöhlen, in denen sich nur die Iris befindet, schaut auf uns damals wie the elusively weird and uncanny, as well as always allowing one quality to resonate with the other, also typifies the work of the Canadian-born artist, Marianna Gartner (b. 1963), who hails from a Hungarian migrant family. In her painting St. Sebastian head shot, 2008 (fig. p. 38), measuring only 25×25 cm, the person depicted is wearing a cardboard mask adorned with the area around the eyes and sailor’s cap and which only covers the top half of the face and thus appears as an amazingly real extension of the face. In the case of Gartner’s sailor, however, one can neither tell what mood the person is in nor why he is wearing a mask in the first place; in a way, this also has a disconcerting effect – and so the (supposedly) neat image on the back of his left hand depicting Donald Duck wearing a sailor’s cap is not really helpful as an indication of the (harmless or otherwise) intentions of its wearer. Masks offer the possibility of embodying everything that we are not, or cannot, or indeed, may not be in everyday life – be it good and funny, or bad and wretchedly abysmal. The anonymity guaranteed by the mask has potential for both licence and the aberrant. When people do not show their faces, it is either religiously motivated or it signifies exceptional circumstances, such as: crime, war, disgrace, sickness or even play, carnival, tomfoolery. FROM THE HEAD TO THE MASK – THEMATIC FOCUS OF THE COLLECTION The collection assembled by Anna and Michael Haas has a decidedly thematic focus, which they succinctly outline in the central idea ‘from the head to the mask’. Subsumed under the words ‘head’ and ‘mask’ are a number of creative explorations, starting from the human head or face, its artistic and creative renderings, adaptations, deformations, all the way to masking and masquerade. The collection’s (emotional) point of departure is the Elzach Fastnacht or Fasnet. The collectors, who live in Berlin, grew up in the Black Forest and are still very attached to their roots. Therefore, there are also several works that are directly related to the traditional Elzach Fasnet, such as the painting Alemannische Masken (Alemannic Masks) from 1952 by
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