Leseprobe

081 Abb. 2 Otto Greis | Ohne Titel (Kopf), 1948, Pastell auf Pappe, 39,1 × 29,1 cm, GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv.-Nr. GS 2014/104 1 Von 1934 bis 1938 erhält Otto Greis Privatunterricht bei Johann Heinrich Höhl. Dieser hatte am Städelschen Kunstinstitut studiert und dort einen Lehrauftrag. Die Tierstudien sind während dieses Unterrichts im Frankfurter Zoo entstanden. M. Maier-Speicher (2013), S. 13–15. 2 Ernst Wilhelm Nay in: Ausst.-Kat. Mainz (1947), S. 12. 3 Greis spricht ab 1960 von der Konzeption von »Bildraumkörpern«. Vgl. E. Siegert (1999), S. 23; Brief von Otto Greis an Karlheinz Gabler vom 23. 10. 1960, in: Ausst.-Kat. Mainz (1989), S. 8. 4 U. Geiger (1987), S. 41–43. Weitere Referenzpunkte sind für Greis keine Geringeren als etwa Pablo Picasso, Georges Braque, aber auch Paul Klee, mit welchen er sich ebenso intensiv in seinem Frühwerk auseinandersetzt. Der Prozess, in einer Serie des gleichen Motivs die Gegenständlichkeit zu überwinden, wird beispielsweise bei den Booten deutlich: Die 1948 entstandenen Auseinandersetzungen mit diesem Thema zerlegen die mächtigen und starkfarbigen Boote in ihre einzelnen Grundformen, Innen- und Außenraum des Schiffskörpers werden durch wenige Schraffuren skizziert, Perspektiven kippen, dennoch bleibt das Boot grundsätzlich identifizierbar. Im letzten Werk der Serie bleiben nur noch ineinander verschränkte farbige Flächen. Auch das vorher noch bewegt skizzierte dunkelblaue Meer ist zur reinen Flächenform geworden und als solches nicht mehr erkennbar (Kat.-Nrn. 15–18 und 23). Des Weiteren entstehen kubistisch beeinflusste Stillleben und wie schwebend erscheinende Städte mit fantastischen Kathedralen und verschlungenen Wegen, die im Sinne Paul Klees aus Elementarformen wie Halbkreisen, Rauten und Dreiecken aufgebaut sind (Kat.-Nrn. 9, 19–22). Die komplette Befreiung von diesem stilisierten Formenvokabular wird Greis wenige Jahre später mit dem Blauen Aufbruch gelingen (Kat.- Nr. 39).

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