200 kann ich die geschlossenen Formelemente auflösen und sie sozusagen zum Explodieren zu bringen?«,1 fragte sich K. O. Götz zu Beginn der 1950er-Jahre. Der Maler war auf der Suche nach einem Malverfahren, dass es ihm möglich machte, seine abstrakten Formübungen (»Fakturen«) in eine schnelle Handschrift zu übertragen. Dabei experimentierte er mit verschiedenen Techniken von der Zeichnung über die Gouache bis hin zur Monotypie (Kat.-Nrn. 31, 48, 49 d und 55). Im Sommer 1952 stieß er schließlich zufällig darauf, dass eine Grundierung des Bildträgers mit Kleister es ermöglicht, aufgetragene Farbe leichter mit Messer oder Rakel zu bearbeiten oder ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis einfach vom Malgrund abzuwischen.2 Er entwickelte einen dreiteiligen Malprozess: Ausgangspunkt ist die Meditation eines Bildschemas, das binnen Sekunden mit einem Pinsel »niedergeschrieben« wird (vgl. Abb. 1). Es folgen eine zweite Niederschrift mit der Rakel und ein dritter Eingriff mit dem leeren Pinsel. Zwischen den Schritten stehen »Kontrolle des Geschehenen, Meditation des Kommenden« und am Ende »Anerkennung oder Auslöschung«.3 Bisweilen bereitete der Künstler seine Gemälde mithilfe von Skizzen gedanklich vor oder nutzte sie, um den Bildaufbau nachträglich zu studieren.4 Götz entwickelte Bildschemata wie zum Beispiel Wirbel, durchbrochene Diagonalen (Kat.-Nrn. 64 und 89) sowie dominierende Horizontalen (Kat.-Nr. 88), die er verinnerlichte und in immer neuen Variationen durch einen kontrollierten Impuls auf die Leinwand brachte. W I E Abb. 1 Karl Otto Götz beim Malen seines Bildes Tudal, Düsseldorf, 1959, Archiv K. O. Götz und Rissa-Stiftung »
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