17 Nadine Oberste-Hetbleck stellt in ihrem Beitrag Rings Karriere als Kunsthändlerin in Berlin in einen größeren Zusammenhang und untersucht, wie typisch es für Frauen war, in dieser Branche tätig zu sein. Dank eines faszinierenden Zeitungsinterviews mit Ring aus dem Jahr 1928 lesen wir auch darüber, wie sie sich selbst als Frau auf dem europäischen Kunstmarkt sah. Jan Thomas Köhler beleuchtet in seinem Beitrag Rings Rolle als Mäzenin der modernen Architektur im Berlin der Weimarer Zeit – oder genauer gesagt in Sacrow, einem ländlichen Vorort der Hauptstadt (Abb. 3). Dieser Beitrag gibt einen faszinierenden Einblick in Rings Lebensweise wie auch in die Herausforderungen der Vermögenserhaltung im Exil. Mit dem Beitrag von Sigrid Bauschinger wird uns ein Beispiel präsentiert, wie die Briefe Grete Rings auch in den Archiven anderer Kulturschaffender aufbewahrt wurden. Nämlich in dem Nachlass der Dichterin und Künstlerin Else Lasker-Schüler, heute Teil der National Library of Israel in Jerusalem. Anhand eines einzigen Briefes aus dem Jahr 1929 zeigt Bauschinger auf, welchen herausragenden Ruf Grete Ring zu Lebzeiten genoss und wie ihre Unterstützung ausreichen konnte, den Lebensunterhalt einer Künstlerin im Exil zu sichern. Die wichtigste Quelle für unser Projekt bieten die Unterlagen zu Grete Ring, die sich heute im Besitz der Nachkommen von Walter Feilchenfeldt und seiner Frau Marianne befinden. Die Familie bewahrt nicht nur einen Großteil der Korrespondenz zwischen dem Ehepaar Feilchenfeldt und ihrer guten Freundin Grete Ring auf. Als Ring 1952 starb, war Walter Feilchenfeldt ihr Erbe. Die Briefe und Dokumente, die Ring während ihres 14-jährigen Exils aufbewahrt hatte, fanden so ihren Weg zur Familie Feilchenfeldt. Mit diesem Projekt können wir einen Einblick in diese bemerkenswerte Sammlung geben. Zum einen mit den Beiträgen von Rahel Feilchenfeldt, die sowohl Rings dokumentierte Künstlerfreundschaften als auch ihre lange Korrespondenz mit Marianne Feilchenfeldt und deren Erlebnisse im Krieg beleuchtet, zum anderen mit dem Aufsatz von Simon Elson, der sich ausführlich mit der Freundschaft zwischen Grete Ring und dem Kunsthistoriker Max J. Friedländer beschäftigt. Weiterhin untersucht der Beitrag von Konrad Feilchenfeldt Rings Verbindungen zu dem Künstler Ernst Barlach, dem Philosophen Ernst Bloch und dem Schriftsteller Max Herrmann-Neiße. Hier ist besonders interessant, wie Rings und Feilchenfeldts Ansprüche auf Cassirer-Publikationen nach 1945 infrage gestellt wurden. Ein weiterer Beleg für die Auswirkungen von Exil und Krieg auf die Bewahrung eines Rufes. Es war auch die Entscheidung der Familie Feilchenfeldt, im Jahr 1954 die private Kunstsammlung von Grete Ring dem Ashmolean Museum in Oxford zu schenken. Damit bewahrten sie nicht nur Rings eigene kunsthistorische Interessen – sie machten das Museum zur Basis für weitere Materialien zu Grete Ring. Als die Nachricht der Schenkung bekannt wurde, veranlasste dies einen weiteren Freund Rings dazu, seine Korrespondenz mit ihr dem Ashmolean zu schenken – den in Deutschland geborenen Kunsthistoriker Julius Held, der seit 1934 im amerikanischen Exil lebte. Ein weiterer Beitrag in diesem Band untersucht die Bedeutung der Ring-Sammlung in Oxford. Ausschnitte aus den Briefen mit Julius Held werden im Rahmen der Biografie Rings in diesem Band zitiert. Unser Katalog schließt mit einem zweiten Text von Konrad Feilchenfeldt, in dem er seine persönlichen Erinnerungen an Grete Ring formuliert hat. Gestützt werden diese durch die Erinnerungen seiner Mutter Marianne Feilchenfeldt, die innerhalb der Familie überliefert und 1997 und 2009 teils veröffentlicht wurden.6
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