Leseprobe

den [Ernst] Bloch besuchen, der auch schon einige Zeit hier ist und in Küsnacht wohnt, und nahmen mich gleich mit. Der hat ja eine entzückende möblierte Wohnung im oberen Teil von Küsnacht mit herrlicher Aussicht übern ganzen See [...] Wir fuhren dann hinunter in die Sonne, wo wir auf Kosten Feilchens aßen (ich: Zunge) und tranken und Dir eine Karte schrieben. [...] Gegen 11 fuhr Feilchen mich zur Kronenhalle, schön am See entlang [...]«.8 5 Max Herrmann-Neiße vor der Achilles-Statue im Hyde Park, 1935 Es ist evident, dass Herrmann-Neißes Schilderung der Ereignisse dieses Tages in Zusammenhang mit der am selben Tag, am 14. Mai 1933, erfolgten Eröffnung der Zürcher Ausstellung Französische Kunst im XIX. Jahrhundert gestanden hat und dass das opulente Abendessen, zu dem Feilchenfeldt in das Hotel Sonne in Küsnacht einlud, als Abschluss des insgesamt gelungenen Tagesprogramms gedacht gewesen sein dürfte. Was Herrmann-Neißes kurzer Bericht aus einem fast unbeschwert sorgenfreien, geradezu luxuriösen Leben im Exil vermittelt, steht in einem zunächst nicht erklärbaren Gegensatz zu allen gegenteiligen Erfahrungen im entbehrungsreichen Alltag deutscher Emigranten. Als Herrmann-Neiße noch im Juli zufällig die Zürcher Ausstellung zusammen mit Feilchenfeldt, der ihn dazu einlud, besichtigen konnte, vermerkte er wiederum

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