91 und ergänzt, etwa im Zimmer der Dame. Im Zimmer des Herrn wurde eine Schrankattrappe eingebaut, um die ursprüngliche räumliche und ästhetische Situation erlebbar zu machen. Im Haus Am Horn wurde das Licht durch das Bauhaus als komplexes Gestaltungsmittel eingesetzt. Das betraf die natürliche Belichtung mit den Oberlichtbändern im Wohnraum, bei dem die MattglasVerglasung wiederhergestellt wurde, bis hin zum Oberlicht im Flur. Dazu gehörten aber auch die wieder eingebauten hellen Rollos als Sonnen- und Sichtschutz vor allen Fenstern der Wohnräume, die eine meditative Atmosphäre erzeugen können. Ähnlich kreativ wurde schon 1923 auch mit dem elektrischen Licht umgegangen. Das begann mit der Einbauleuchte am Eingang, den Leseleuchten im Zimmer der Dame und des Herrn bis hin zur Beleuchtung von Waschtisch und Wanne im Bad. Eine Besonderheit bildete der beleuchtete Schacht des Oberlichtes im Flur. Im Kinderzimmer und im WC waren auch halbkugelförmige Keramikelemente als Reflektoren der Glühbirnen in die Decke eingebaut. All diese Bauteile wurden restauratorisch überarbeitet und die Elektroinstallation erneuert. Die Deckenleuchten im Esszimmer und im Kinderzimmer wurden als Kopien ergänzt, wobei die originalen Verschraubungen und Fotografien als Referenzen dienten. Die Leuchten wurden durch die Metallwerkstatt des Bauhauses angefertigt.10 Ein wesentliches Element der Lichtgestaltung bildeten Soffittenleuchten, die als Wand-, Decken- und Spiegelleuchten genutzt wurden. Diese industriellen Massenprodukte wurden in zwei Modellen im Haus eingesetzt. Sie verschwanden im Laufe der Zeit und wurden teilweise durch andere Leuchten ersetzt. Mithilfe von Fotografien konnten im Zuge der Befundungen sämtliche Holzdübel zur Befestigung der Leuchten in Wänden und Decken entdeckt werden. Bei der damaligen Recherche der Soffittenproduktion stellte sich heraus, dass sie zur Zeit der Sanierung des Hauses noch in den Abmessungen der 1920er Jahre hergestellt wurden. Nur die Konstruktion der Leuchte stellte sich als besondere Herausforderung heraus, da aktuelle Sicherheitsstandards zu erfüllen waren. Um die ursprüngliche Lichtstärke und warme Lichtwirkung zu erzielen sowie die Lebensdauer wesentlich zu verlängern, wurden die Soffitten gedimmt. Das Nutzungskonzept des Hauses bedingte zahlreiche bauliche Veränderungen gegenüber dem Original. Das bedeutete den Einbau von doppelt verglasten Fenstern mit breiteren Rahmenprofilen überall dort, wo keine Originalfenster mehr vorhanden waren. Das bedeutete auch, neue Sanitäranlagen in Bad und WC zu installieren. Die Küche wurde in Anlehnung an das Original neu gestaltet. Schließlich wurde im ehemaligen Gästezimmer das Büro für den Freundeskreis mit großem Einbauregal eingerichtet. Auch die neue Heizungsanlage folgte nicht dem Ursprungszustand, sondern zeitgemäßen Erkenntnissen und Vorschriften. Zu den aktuellen »Zutaten« gehörten zusätzliche Steckdosen und Leuchten bis hin zu Brand- und Bewegungsmeldern. Der Freundeskreis ergänzte noch Hängeleisten an den Wänden für seine Ausstellungsvorhaben. Die vorgegebene Nutzung des Hauses stellte sich rasch als Fehler heraus. Das Designbüro der Bauhaus-Universität kollidierte mit der öffentlichen Nutzung als Bauhaus-Ikone und Ausstellungs- und Begegnungsort des Freundeskreises mit internationalem Publikum. Nach zwei Jahren wurde das Haus Am Horn zur alleinigen Nutzung durch den Freundeskreis freigemacht. Im Haus Am Horn wurde das Licht durch das Bauhaus als komplexes Gestaltungsmittel eingesetzt.
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