92 So wurden zahlreiche bauliche Elemente obsolet, die aber das UNESCO-Objekt bis zur Restaurierung 2018/19 negativ begleiteten.11 Nach der Sanierung traten zahlreiche bauliche Probleme auf, die durch den Freundeskreis behoben oder zumindest beherrscht werden mussten. So traten beim erneuerten Außenputz ohne Spritzwassersockel die gleichen Schäden auf wie am Original Mitte der 1920er Jahre. Dieser konstruktiven Schwachstelle konnte nur mit Putzausbesserungen und der systematischen Reinigung der Spritzwasserzone begegnet werden. An den einfach verglasten Originalfenstern trat starker Tauwasseranfall auf, wie er bereits im Winter 1923/24 von Bauhaus-Studierenden dokumentiert worden war. Das gefrierende Tauwasser sprengte regelmäßig die Einbruchmelder von den Scheiben ab, die neu verklebt werden mussten. Die originalen Innenwände des Kellers waren nicht gegen Feuchtigkeit gesperrt und führten zur ganzjährig erhöhten Feuchtigkeit und nur bedingten Nutzbarkeit der Kellerräume. Selbst mobile Entfeuchtungsgeräte konnten das Problem nur bedingt reduzieren. Eine konsequente Lüftung durch alle Lichtschächte brachte die besten Ergebnisse.12 Auch die Außenanlagen wurden 1999 nur teilweise auf den Originalzustand zurückgeführt. Das betraf die gesamte Einfriedung mit Zaun und Hecke, aber auch den gewachsenen Baumbestand. Die verlegte Grundstücksgrenze zum Haus Am Horn 62 mit Garagenbebauung besaß Bestandsschutz. Auch die Geländemodellierung des Grundstücks war im Laufe der Jahre verändert worden, Gartenwege und Treppen waren verschwunden. Aber ein Plan zur mittelfristigen Rekonstruktion des Gartens wurde bereits 1999 vorgelegt13 und zum Impuls für die weitere Arbeit des Freundeskreises. Aufgrund von UNESCO-Fördermitteln erhielt der Freundeskreis der Bauhaus-Universität e.V. 2010 die Möglichkeit, weitere Maßnahmen dieses Konzeptes umzusetzen. So konnten der alte Lattenzaun und die Hecke entfernt werden, um eine Kopie des ursprünglichen Zauns entlang der Straße Am Horn und eines Teils des Wegs an der Südseite des Grundstücks zu errichten.14 Der Neubau eines Tores an der Südostseite der Einfriedung gewährleistete die Zufahrt zum Garten. Im Zuge dieser Arbeiten wurde das Gelände neu modelliert und der ursprünglich umlaufende Weg mit seinen kleinen Treppenanlagen wieder angelegt. Anschließend wurden die Rasenflächen wieder hergestellt. Mit diesen umfangreichen Arbeiten konnte auch der Baumbestand auf der Fläche des ehemaligen Gemüsegartens und der großen Rasenfläche im Süden reduziert werden – ein nächster Schritt auf dem Weg zum Originalzustand. Der Freundeskreis leistete den geforderten finanziellen Anteil der Fördergelder aus eigenen Mitteln. Die Bemühungen des Freundeskreises zur Ergänzung der Einbaumöbel im Zimmer der Dame blieben allerdings erfolglos, da die beantragten Fördermittel nicht gewährt wurden.15 Die Evaluierung und Ergänzung der UNESCO-Welterbestätten des Bauhauses sowie die vom Freundeskreis initiierte Übertragung der Rechtsträgerschaft zur Klassik Stiftung Weimar mit seinem Bauhaus-Museum eröffnete seit 2017 auch neue Perspektiven für die erneute Sanierung und denkmalpflegerische Ertüchtigung des Hauses Am Horn.16 11 Bei der Evaluierung und Ergänzung der Bauhaus-Stätten durch die UNESCO-Kommission 2016/17 spielten diese Fakten eine wesentliche Rolle. Vgl. Monika Markgraf: Welterbestätte Bauhaus. Leipzig 2017. 12 Die Entfeuchtungsgeräte zogen vermutlich zusätzlich Feuchtigkeit aus dem Erdreich hinter den durchlässigen Kellerwänden. 13 Vgl. Heiko Donath: Der Garten des Hauses »Am Horn«, in: Wittenberg (Anm.1), S. 42–51, Plan S. 51. 14 Ein Rest des Originalzauns konnte gesichert werden und diente als Vorlage für die Rekonstruktion. 15 Der Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e.V. wurde als Rechtsträger und Nutzer des Hauses Am Horn lediglich durch die Bauhaus- Universität Weimar durch regelmäßige Mietzahlungen unterstützt, die lediglich die Betriebskosten des Hauses abdeckten. Alle Projekte, die Öffnung des Hauses für die Öffentlichkeit mit studentischen Hilfskräften und die bauliche Erhaltung des UNESCOWelterbes wurden ausschließlich durch den Freundeskreis organisiert und finanziert. 16 Die Auszeichnung des Hauses Am Horn mit dem »Europa Nostra Award 2021« zeigt die internationale Wertschätzung auch für die denkmalpflegerischen Leistungen an diesem UNESCO-WelterbeObjekt.
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