109 Nach der Generalsanierung wurde das Haus Am Horn mit der Ausstellung »Georg Muche – Malerei. Bauhaus Weimar – Design« im April 1999 als Projekt des Freundeskreises der Bauhaus-Universität Weimar und der Kunstsammlungen zu Weimar mit seinem Bauhaus-Museum eröffnet.1 Haus und Exposition waren zugleich wichtige Elemente für Weimars Rolle als Europäische Kulturhauptstadt 1999. Bis zur Übergabe des Hauses 2017 an die Klassik Stiftung Weimar mit ihrem neu errichteten Bauhaus-Museum organisierte der Freundeskreis dort 65 Ausstellungen mit drei inhaltlichen Schwerpunkten: Bauhaus und Klassische Moderne, künstlerische Positionen von AbsolventInnen der Hochschule für Architektur und Bauwesen nach 1945 sowie aktuelle Statements aus Kunst und Wissenschaft an der Bauhaus-Universität Weimar. Dabei bildete das Haus Am Horn als Teil des UNESCO-Welterbes »Die Bauhaus-Stätten in Weimar und Dessau« stets den innovativen Rahmen für die temporären Ausstellungen, teilweise ergänzend oder aber im Kontrast zu den aktuellen Themen.2 Das Nutzungskonzept für das Haus Am Horn sah nach der Sanierung eine Aufteilung für Aktivitäten des Freundeskreises und ein Designinstitut der Bauhaus-Universität als Mieter vor.3 Mit den Mieteinnahmen sollten die Betriebskosten des Hauses gedeckt werden. Der Freundeskreis nutzte den Wohnraum mit seiner Arbeitsnische für Veranstaltungen und Ausstellungen, das Gästezimmer als Vereinsbüro. Küche und Keller wurden durch beide Partner genutzt. Die vier Räume vom Zimmer des Herrn bis zum Esszimmer waren dem Institut vorbehalten. Dieses Nutzungsmodell stellte sich für beide Seiten als problematisch heraus und wurde besonders durch internationale Besucher kritisiert, die nur einen kleinen Teil des Hauses besichtigen konnten. Ab 2001 wurde das Haus komplett durch den Freundeskreis genutzt, und dieser konnte nun größere Ausstellungen mit bis zu 150 Exponaten auf 100 Quadratmetern realisieren.4 Dazu wurden Hängeleisten montiert, einfache Ausstellungstische passgenau gefertigt, während Vitrinen bei Bedarf von der Klassik Stiftung ausgeliehen wurden. Einbruch- und Volumensicherung gehörten zur technischen Ausstattung,5 ebenso die Brandmeldeanlage und eine moderne Zentralheizung. Eine Klimaanlage und ein Verdunklungssystem kamen aus denkmalpflegerischen Gründen nicht infrage, sodass hochkarätige Kunstausstellungen ausgeschlossen waren. Gelegentlich wurden diese Defizite durch Abdecken der Werke mit schwarzem Tuch außerhalb der Öffnungszeiten minimiert – Not macht erfinderisch. Aufsicht, Kassierung von Eintrittsgeldern und Publikationsverkauf wurden durch ein Team von Studierenden der BauhausUniversität übernommen, das durch den Freundeskreis museumspädagogisch geschult und sicherheitstechnisch eingewiesen wurde. Diese Studierenden realisierten unter Anleitung auch die Verpackung und den Transport der Exponate sowie den Auf- und Abbau der Ausstellungen. So erhielten sie Einblicke in praktische Museumsarbeit. Diese Gruppe von etwa zehn Studierenden wurde jährlich neu zusammengestellt, oft mit mehr als 50 Prozent ausländischer Studierender, die damit ihr Studium finanzieren konnten. Der Freundeskreis der BauhausUniversität wurde damit auch zu einem erfolgreichen Arbeitgeber für studentische Hilfskräfte. Das Haus Am Horn startete mit den üblichen Öffnungszeiten von 1 Vgl. Michael Siebenbrodt: Georg Muche – Malerei. Bauhaus Weimar – Design. Faltblatt. Weimar 1999. 2 Vgl. die Welterbe-Erklärung der UNESCO von 1996 und die Ergänzung von 2017. 3 Der 1993 gegründete Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e.V. wurde zum Träger des Hauses, da die Landesregierung eine direkte Anbindung und Finanzierung durch die BauhausUniversität oder die Kunstsammlungen zu Weimar verhindert hatte. Damit änderten sich die Aufgaben des Freundeskreises grundlegend, und der Vorstand wurde persönlich haftbar für ein UNESCO-Welterbe-Objekt. 4 Die Ausstellungen mit den meisten Exponaten, darunter zahlreiche kleinformatige Originalfotos und Dokumente, waren »Bauhaus-Parallelen«, »LohelandWerkstätten« 2012 mit 165 Positionen und »Der Bildhauer Johannes Ilmari Auerbach« 2016 mit 166 Positionen. 5 Diese Sicherheitssysteme waren mit dem beauftragten Wachdienst und der Polizei verbunden, die Brandmeldeanlage direkt mit der Feuerwehr.
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