Leseprobe

110 Museen, im konkreten Fall mit denen des Bauhaus-Museums. Bereits nach zwei Jahren hatten sich die Besucherzahlen nach der Eröffnungseuphorie und dem Kulturstadtjahr eingepegelt. Die Statistik zeigte wenige Besucher in den Wintermonaten und auch an einigen Wochentagen. Die Eintrittsgelder konnten die Ausgaben für die studentischen Mitarbeiter nicht decken, diese gefährdeten damit die finanzielle Basis des Freundeskreises. Da eine Förderung durch die Landesregierung für ihr UNESCO-Welterbe nicht ermöglicht wurde, musste der Vereinsvorstand handeln: Das Haus Am Horn wurde nun von Mitte März bis Anfang November Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Darüber hinaus wurde das Haus für angemeldete Gruppen und im Rahmen des Bauhaus-Spaziergangs der Bauhaus-Universität zugänglich gemacht. Während der Saison wurden jeweils drei Sonderausstellungen präsentiert, in den Wintermonaten eine Dauerausstellung zum Haus Am Horn.6 Jährlich besuchten durchschnittlich 6 500 Besucher das Haus mit seinen Ausstellungen, 1999 waren es mehr als 12 000 und im Bauhaus-Jahr 2009 als Dependance des Bauhaus-Museums 23 500.  Bereits mit der ersten Ausstellung wurden die wichtigsten Kooperationspartner und Arbeitsmethoden der kommenden Jahre sichtbar, so die enge Zusammenarbeit zwischen der Bauhaus-Universität und dem Bauhaus-Museum an den Kunstsammlungen zu Weimar (heute Klassik Stiftung Weimar).7 Ebenso ertragreich waren die Kontakte zu ehemaligen BauhäuslerInnen und deren Familien sowie zu den ausstellenden KünstlerInnen, die nach Personalausstellungen oft zu Schenkungen an die Kustodie der Bauhaus-Universität oder das BauhausMuseum führten – eine Nachhaltigkeit über institutionelle Grenzen hinaus.  Von Georg Muche wurden dabei erstmals elf seiner Tafel-Fresken öffentlich vorgestellt, die er zwischen 1934 und 1947 als Gegenbilder zur Kulturpolitik der Nationalsozialisten geschaffen hatte. Sein Verleger Ernst J. Wasmuth hatte sie mit weiteren in seinem Wohnraum in Tübingen installiert und in einer großzügigen Schenkung an die Stadt Krefeld und die Kunstsammlungen zu Weimar übereignet.8 Dazu traten vier Gemälde aus der bedeutenden Muche-Sammlung Steinfeld aus Schlüchtern9 sowie zwei Gemälde aus dem Spätwerk, die Muche 1983 als Schenkung direkt für das Haus Am Horn ausgewählt hatte.10 Bauhaus-Design des Jahres 1923 wurde in drei Werkgruppen vorgestellt:11 die Lattenstühle nebst Tisch von Marcel Breuer12 und die Stehleuchte von Gyula Pap im Wohnraum, ein Schreibtisch mit Schreibtischsessel von Erich Dieckmann und Tischleuchte von Jucker/ Wagenfeld13 in der Arbeitsnische sowie der Spielschrank und Leiterstuhl von Alma Siedhoff-Buscher im Kinderzimmer.14 Im Kinderzimmer wurden außerdem der Entwurf zum Gesamtraum und Fotos der Möbel präsentiert.15 Die Grenzen des Nutzungskonzepts für das Haus wurden be6 In dieser Zeit wurde das Haus auch für wissenschaftliche Veranstaltungen und Tagungen der Bauhaus-Universität genutzt, ebenso für die Präsentation und Verteidigung von Masterarbeiten. 7 Der Autor war Leiter des Bauhaus-Museums seit 1992 und Vorsitzender des Freundeskreises seit 2001 (auch Gründungsmitglied 1993 und denkmalpflegerischer Berater für das Haus Am Horn ab 1997). 8 Vgl. Georg Muche: Buon Fresco. Briefe aus Italien über Handwerk und Stil der echten Frescomalerei. Tübingen 1938 (2. Auflage 1950). – Die Fresken wurden vom Autor aus dem Wohnraum Wasmuth demontiert und nach Krefeld und Weimar überführt. 9 Eine größere Muche-Ausstellung mit Werken aus der Steinfeld-Sammlung und der Weimarer Muche-Schenkung präsentierte der Autor ein Jahr später im Sparkassen-Zentrum Erfurt. Vgl. Georg Muche: Sammlung Steinfeld. Fulda 1981 10 Aus dem Bestand der Kustodie der Bauhaus-Universität Weimar (heute Archiv der Moderne). Vgl. auch Magdalena Droste: Georg Muche. Das malerische Werk 1928–1982. Berlin 1983. 11 Vgl. Michael Siebenbrodt: Ausstellungskonzeption vom 12. 11. 1998. 12 Aus der Karl Peter Röhl Stiftung an der Klassik Stiftung Weimar. 13 Aus der Klassik Stiftung Weimar. 14 Bei den Kindermöbeln handelte es sich um Kopien des Schloss- und Beschläge-Museums Velbert, die durch den VDGVerlag Weimar angekauft und dem Freundeskreis als Spende übereignet wurden. 15 Der Entwurf und die Fotos waren Leihgaben und Schenkung 2004 der Familie Siedhoff an die Klassik Stiftung Weimar. Vgl. Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, Michael Siebenbrodt (Hrsg.): Alma Siedhoff-Buscher. Eine neue Welt für Kinder. Weimar 2004.

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