Leseprobe

45 Rückkehr nach Hessen Trotz der langen Studien- und Arbeitsjahre in München war der Bezug zu seiner Heimatstadt Marburg zu keinem Zeitpunkt gänzlich abgerissen; das bezeugen zahlreiche Zeichnungen und Radierungen mit Ansichten der Stadt, wie die 1893 mit seinem Freund und Lehrer Carl Theodor Meyer-Basel veröffentlichte Mappe Marburg a. d. Lahn und Umgebung. Die Heirat mit Hanna Ubbelohde 1897 sowie der Tod seines Vaters ein Jahr später waren schließlich ausschlaggebende Gründe für die Suche nach einer dauerhaften Bleibe nahe Marburg. An der Lahnaue erwarb das frisch vermählte Paar 1899 ein später zweimal erweitertes unbebautes Grundstück, auf dem in den Folgejahren ein Wohn- und Atelierhaus entstand. Das Gebäude konzipierte Ubbelohde selbst und passte es mehrfach seinen konkreten Bedürfnissen an. Mit dem endgültigen Umzug von München nach Goßfelden 1900 entschied sich Ubbelohde für eine bewusste Beschränkung seiner Motivwelt: Die Themen in seinem malerischen Werk entstammten nun fast ausschließlich der näheren Umgebung und einem Umkreis von etwa 20 Kilometern von seinem Atelierhaus, der mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen war. Ausnahmen bildeten gelegentliche Reisen in den Odenwald, nach Spessart, Willingshausen und Norddeutschland, wo immer auch Studien und Zeichnungen entstanden. Dass Ubbelohde die ländliche Idylle des Lahntals bedroht sah, bezeugen mehrere Briefe. So berichtete der Künstler in einem Brief an Carl Bantzer 1903 sogar von dem Vorhaben, Goßfelden für zwei Jahre zu verlassen, da ihm die baulichen und industriellen Veränderungen schwer zu schaffen machen. Er beklagte sich über die »Verhunzung der Landschaft«, die mit der Abholzung großer Bäume im Tal, die »unglaublich scheußliche[n] Wege[n]« weichen mussten, einher ging und die den künstlerischen Genuss der Region zunichte mache.9 Zu einer längeren Abkehr von Goßfelden kam es nicht, doch befeuerte den Künstler in seinem ehrenamtlichen Engagement zu Gunsten des Naturschutzes in der Dorfgemeinde. Die »Ubbelohd’sche Malschule« Ubbelohde erkannte die Potentiale des Lahntals nicht nur für sein eigenes künstlerisches Schaffen, sondern bot mit seinem Atelierhaus in Goßfelden auch einen Studienort für Künstlerinnen und Künstler aus der näheren Umgebung an. Spätestens ab 1902 nahm der Künstler regelmäßig Schüler/innen, vorwiegend in den Sommermonaten, auf und unterrichte sie in Freiluftmalerei, aber auf im Zeichnen nach Modell.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1