Hans Christoph hinterließ ein eindrucksvolles, eng mit seinem Geburts- und Schaffensort Dresden verknüpftes künstlerisches Werk. Es ist geprägt durch die Nachkriegszeiten nach dem Ersten sowie nach dem Zweiten Weltkrieg – Ausnahmesituationen, in denen sich die politischen Umstände und Anforderungen, Werte, Lebensstile jeweils grundlegend änderten. Im Durchgang durch diese wechselhaften Zeiten bildete er seine Ansichten und seinen Stil, der sich dabei ebenfalls mehrfach wandelte. Zunächst erlebte Hans Christoph die fortschrittlichen und anspruchsvollen Ausbildungsmethoden der Kunstgewerbeschule, die er in seiner eigenen kunstpädagogischen Arbeit aufgriff: Als Zeichenlehrer entwickelte er Lehrbeispiele und vertrat Prinzipien, die aus der Reformbewegung und vom Bauhaus kamen. Noch nach 1945 wurden sie an der Kunsthochschule unter dem Einfluss des Architekten Mart Stam, der aus Weimar nach Dresden gekommen war, zunächst aufgegriffen, ehe sie den Forderungen nach einem sozialistischen Realismus weichen mussten. Zudem orientierte sich der junge Hans Christoph an der zeitgenössischen Kunst des Expressionismus. Für einige Dorfansichten [Abb. 1, 16, 24 und 25] sowie ein Gemälde der Nordsee [Abb. 17] wählte er unmittelbar Carl Lohses Malerei zum Vorbild, die ihn stark beeindruckt hatte. Ausdrücklich erwähnte er Oskar Kokoschkas Gemälde, die er auf der »Internationalen Kunstausstellung Dresden 1926« ausgestellt sah, aber auch die dort ebenfalls ausgestellten französischen Maler der Klassische Moderne.1 Populäre Motive der Neuen Sachlichkeit2 wie der »Bahnhof« [Abb. 34 und 37] sowie typische Vertreter seiner Gegenwart wie Arbeiter, Kleinbürger oder Revuetänzerinnen sowie Straßenszenen [Abb. 20–23, 27 und 35] prägten sein Schaffen in den darauffolgenden Jahren, in denen sein Triptychon aus dem Jahr 1923 ein Hauptwerk bildete.3 Aus den Jahren von 1921 bis 1924, als Hans Christoph an der Kunstgewerbeschule in Dresden studierte, und ab 1927, als er hier als freischaffender Künstler tätig war, ist der größte Teil seiner Werke verbrannt und verloren.4 Aus Erwähnungen in Zeitungsrezensionen der Jahre von 1928 bis 1932 geht hervor, mit welchem 1 Siehe Anm. 132. 2 Zu Begriff, Epoche und Vertretern der Neuen Sachlichkeit in Dresden vgl. Dalbajewa 2001. 3 Hans Christoph: »Arbeitertriptychon«, um 1923, Öl auf Leinwand; erhalten ist nur der rechte Flügel. Ders.: »Arbeiterfrau«, 1924, Öl auf Leinwand, 90 × 48 cm, Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. 76/02 [Abb. 2]. 4 Erhaltene Werke führte er in einem handschriftlichen Werkverzeichnis unter dem Titel: »Die folgend aufgeführten / Arbeiten meiner Hand / sind Eigentum von / Helga Knobloch / P. A. XII 0136500 / Dresden 8051 / Gründelsteig 12 / Hans Christoph / Zum künstlerischen Schaffen und zur Forschungslage Anke Fröhlich-Schauseil
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