31 Als sich abzeichnete, dass die kulturpolitischen Forderungen nach einer Kunst des sozialistischen Realismus seine Werke als formalistisch ausschlossen und er von Studenten und Kollegen des Formalismus bezichtigt wurde,6 arbeitete der Künstler ab 1955 neben der gestalterischen Tätigkeit zum Broterwerb jahrelang vorwiegend im Stillen. Er informierte sich darüber, was nach 1945 zeitgleich in der westdeutschen und französischen Kunst geschah, und kannte das Schaffen zum Beispiel von Karl Otto Götz, Ernst Wilhelm Nay, Hans Hartung oder Pierre Soulages. Bestärkt durch diese gleichzeitigen Strömungen in Westeuropa, besonders die Kunst des Informel, weitete sich sein Blick seit der Mitte der 1960er Jahre motivisch bis hin zu Strukturen des Mikro-und Makrokosmos. Zudem interessierten den passionierten Wanderer natürliche Strukturen von Gewässern, Schnee oder Felsformationen in der Sächsischen Schweiz, wie von ihm überlieferte Fotos zeigen.7 Dafür fand er künstlerische Entsprechungen in Tropf-, Spritz- und Schlierenbildern, aufwendigen Mischtechniken und experimentellen Collagen. Doch erst ab der Einzelausstellung in der Kunstausstellung Kühl im Jahr 1976 trat der inzwischen Fünfundsiebzigjährige mit einem in jahrzehntelanger Zurückgezogenheit entstandenen, vielseitigen und umfangreichen Hauptwerk wieder in die Öffentlichkeit. Einzelausstellungen in den Galerien Wort und Werk, Kunst der Zeit, Comenius und der Galerie am Sachsenplatz in Dresden und Leipzig folgten. 1991 widmete das Museum in Cottbus dem Künstler eine Ausstellung;8 und ein Jahr darauf fand eine Gedenkausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister, statt, wenn auch ohne Publikation. Ein Jahrzehnt später folgte auch in Dresden im Stadtmuseum eine Ausstellung mit Katalog.9 Dabei war es das Verdienst der dortigen Direktorin Christel Wünsch, den Kontakt zu Helga Knobloch gepflegt, Hans Christophs Werke kuratiert und mehrere hochrangige Arbeiten in die Sammlung aufgenommen zu haben. In den folgenden Jahren waren es vor allem Fritz Löffler, Reinhild Tetzlaff und Gunter Ziller, die sich mit Eröffnungsreden sowie Presse- und Katalogtexten für den Künstler einsetzten. Den Kunsthistoriker und Publizisten Fritz Löffler, der ab 1927 als Assistent am Dresdener Stadtmuseum tätig war, kannte Hans Christoph schon mindestens seit 1932, als jener die Leitung der »Dresdner Sezession 1932« übernommen hatte. Seit einer Kulturbund-Austellung in der Galerie Comenius 1988, vor allem aber seit der Einzelausstellung anlässlich seines neunzigsten Geburtstages in den Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus 1991,
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