34 Zahlreiche Autoren, Künstler und Interpreten in- und außerhalb Dresdens erweiterten seinen Horizont und regten ihn zu eigener künstlerischer Auseinandersetzung an. In der Verdichtung kann das gelegentlich wie name dropping wirken, etwas atemlos, als wolle er verhindern, dass ein Name, eine Begegnung, ein Eindruck vergessen werde. Dabei stellt sich heraus, dass Hans Christoph mit namhaften Künstlerpersönlichkeiten nicht nur der Zwischenkriegszeit, sondern auch nach 1945 freundschaftlich verbunden war und zusammenarbeitete. Neben der Künstlerin Erna Lincke seien der Schriftsteller Arnold Vieth von Golßenau, der sich selbst Ludwig Renn nannte, der expressionistische Maler Carl Lohse sowie der hochbegabte, schon 23-jährig verstorbene Bildhauer Werner Mothes [Abb. 39 und 40] hervorgehoben. Ihn und Erhard Hippold holte Christoph aus Zwickau nach Dresden. Er führte sie in Bischofswerda im Kreis um Carl Lohse ein, wo sie in den Freundeskreis der Familien Hebenstreit und Scheumann aufgenommen wurden, dem auch Arnold Vieth von Golßenau, die Gurlitts sowie der Maler Paul Kother, der Musiker Arthur Chitz und der Schauspieler Erich Ponto angehörten. Um Eindrücke und Einflüsse nachvollziehbar zu machen, aber auch Lebensabschnitte des Aufatmens, der Bildung sowie der Arbeitsaufenthalte zu benennen, ging Hans Christoph ausführlich auf größere Reisen ein, die er mit Vieth von Golßenau, Erna Lincke und Rose Scheumann oder später mit Helga Knobloch unternommen hatte. Erneut vergegenwärtigte er sich die Routen, Aufenthalte, Begegnungen mit Einheimischen und Natureindrücke, was angesichts seines räumlich engen Kreises während der Zeit der Niederschrift kein geringer Schreibgrund gewesen sein dürfte. Interessant ist dabei auch, was Hans Christoph nicht formuliert. So beschreibt er, dass er mit Erna Lincke und mit Helga Knobloch, die ihm zunächst jeweils als Kommiltonin bzw. als Studentin begegneten, wochenlange Reisen unternahm; sie wurden schließlich in den 1920er bzw. den 1950er Jahren zu seinen Lebensgefährtinnen. Nähere Details oder Vorstellungen von Liebe und Verbindlichkeit in der Partnerschaft thematisierte er nicht; aus Diskretion, doch vermutlich auch aus einer gewissen Sprachlosigkeit heraus – so wie sein Augenmerk generell weniger auf inneren Vorgängen und Beweggründen als auf den äußeren Ereignissen lag. Allenfalls könnte die abstrahierte Darstellung »Tragödie« [Abb. 59] mit einer männlichen und zwei weiblichen Gestalten als ein Hinweis auf seine persönliche Situation gelesen werden. Ein weiteres Ziel des hier nun vorliegenden Textes war es, sich selbst und künftige Leser an jene Gemälde, Aquarelle und Zeichnun-
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