140 Eindruck. Nun merkten wir schon, dass wir den richtigen Ort für unsere Arbeit ausgewählt hatten. Wir hielten vor einer kleinen Gaststätte, in der wir zunächst einmal unser Gepäck unterstellten konnten. Von der Veranda, in der wir einen Kaffee tranken, ging unser Blick zwischen Fischerhäuschen auf die versandete Mündung des Lupow, so heißt der Abfluss des GarderSees. Einige vertäute Fischerboote lagen am Dünenabfall rechts, und dahinter glänzten die Schaumkronen der offenen See. Nun führte uns der Weg auf der Suche nach einem Quartier über eine Holzbrücke auf die andere Seite des sich windenden Flusses, an dessen Ufern zwischen großen Weiden die Fischergehöfte und Boote lagen. Die strohgedeckten Häuschen zogen sich bis an den Fuß der Dünen, die den Blick auf die See versperrten. Wir gingen zurück auf die Seite des flachen Ufers und fanden dort ein kleines Fischeranwesen, das uns durch den freien Blick auf die See und die Lage am Fluss sehr gut gefiel. Die Fischerfrau zeigte uns ihr Zimmer, indem wir unterkommen konnten. Sie selbst wohnte im Sommer in einer kleinen Scheune. Und nun kam eine große Überraschung für uns – an den Wänden hingen zwei große Bilder von Pechstein,266 natürlich Reproduktionen. Auf unsere Frage erzählte uns die Frau, dass Pechstein fast zehn Sommer bei ihnen gewohnt hätte. Sie war also an solche Leute, wie wir es waren, gewöhnt, was für uns eine große Erleichterung bedeutete und eine erneute Bestätigung war, dass wir richtig gewählt hatten. Der Strand war etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt. Dazwischen stand die kleine Bude mit dem Herzen an der Tür und unter großen Weiden eine etwas verwahrloste Gartenlaube. In dieser konnten wir auch bei Regen arbeiten [Abb. 53 und 54]. Durch die niedrigen kleinen Fenster steigend, wurde uns der Weg um das Haus mit seinem blumenüberfüllten Vorgarten erspart, sodass es möglich war, vom Bett direkt an den Strand zu gelangen. Für die Ernährung war auch gesorgt. Ein Gartenbesitzer verkaufte Gemüse, und abends wurde auf dem Küchenherd gekocht. Unser Vorsatz, uns bei dem schönen Wetter erst einmal einige Zeit am menschenleeren Strand liegend und badend zu erholen, gelang uns immer nur für kurze Zeit. Das Bedürfnis, die schöne Gegend zu durchforschen, war zu groß. Von der auf »unserer« Seite befindlichen Düne hatte man einen einzigartigen Blick auf die Flussmündung mit dem dahinter sich entlang der Küste streckenden Dünengebirge. Die Erkundungsgänge auf dieser Seite zeigten uns immer wieder neue Wunder an Dünengestaltungen. Hohe Dünen mit tiefen farbigen Schatten an den steilen Abfällen in die dazwischenliegenden Mulden,
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