118 Zeittafel 1360–1412 Neubau der Stadtkirche St. Jakobi anstelle eines im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts errichteten, um 1290/1300 durch einen neuen Chor erweiterten Vorgängerbaus.2 Der Bauprozess gliedert sich in zwei Phasen: Dreischiffiges Hallenlanghaus (um 1360–1375) und Hallenumgangschor mit Sakristei (1402–1412). Dass sowohl Langhaus als auch Chor unabhängig voneinander für die Durchführung geistlicher Spiele eingerichtet wurden, zeigt das Vorhandensein je eines Ringschlusssteins, und zwar im fünften Mittelschiffsjoch (Langhaus, nicht erhalten) sowie im zweiten Mittelschiffsjoch (Chor). Diese Öffnungen hat man früher mit der Notwendigkeit von Seildurchführungen für Beleuchtungsmöglichkeiten und Glockenstränge begründet,3 es handelt sich jedoch zweifellos um »Himmelslöcher«. Zwischen 1365 und 1375 kommt es zur Stiftung einer Reihe von Nebenaltären: Allerheiligen (Maria), Barbara und Dorothea, Dreifaltigkeit, Johannes Ev., Sigismund sowie der Korpus-Christi-Altar des Chemnitzer Kalands. Dieser wird 1412 neu dotiert. Ein im 18. Jahrhundert in der Sakristei nachweisbares Retabel mit Darstellung der Beweinung Christi wird von Richter mit diesem Altar in Zusammenhang gebracht.4 Weitere Altarstiftungen mit den Patrozinien Mariä Verkündigung, Mariä Empfängnis, Mariä Himmelfahrt, Nikolaus, Petrus und Paulus sowie Katharina fallen in die Zeit zwischen 1441 und 1474. 1470–1500 Ausgehend von den unternehmerischen Bestrebungen der am erzgebirgischen Bergbau partizipierenden Familien von Nickel Thiele und Ulrich Schütz und ihrer Metallhandelsgesellschaft, die sich vor allem in der Anlage einer Saigerhütte sowie eines Kupferhammers äußerten, erfährt die Stadt einen bislang nicht gekannten wirtschaftlichen und kulturellen Impuls. Das vorhandene Kapital ermöglicht nicht nur die Errichtung repräsentativer kommunaler und kirchlicher Bauten, sondern auch deren Ausstattung mit erlesenen Kunstwerken: von 1481 bis 1485 das Franziskanerkloster, 1486 die Lateinschule sowie das Rathaus (vollendet 1498), von 1498 bis 1500 das Gewandhaus. Zur gleichen Zeit nimmt Abt Heinrich von Schleinitz ein umfangreiches Um- und Neubauprogramm für das Benediktinerkloster in Angriff. Damit bildet die Stadt in den Jahrzehnten zwischen 1470 und 1520 einen lukrativen Anziehungspunkt für Bildhauer und Maler, was sich in der Anwesenheit einer Reihe bedeutender Künstlerpersönlichkeiten widerspiegelt: Der Maler Hans von Köln ist vor Ort; mit ihm wird seit dem 18. Jahrhundert der Hochaltar der Jakobikirche in Verbindung gebracht. Der Bildhauer Meister HW/Hans Witten arbeitet für verschiedene Auftraggeber in der unmittelbaren Umgebung. Darüber hinaus beliefern eine Reihe weiterer Meister aus umliegenden Städten die Gemeinden der Stadt und der Region mit Kunstwerken. In der Straße Hinter der Bach (später Langgasse), Grundstück Nr. 40, ist 1487 ein Bürger »Jorge Kele« nachweisbar.5 Seit dem Bekanntwerden einer Inschrift im Unterbau des Heiligen Grabes (→ 1844 und 1846) bringt die Forschung mit der bislang nicht näher fassbaren Person eines Georg beziehungsweise Jörg Kil entweder den Meister oder den Stifter des Heiligen Grabes in Verbindung (Abb. 2). / 2 / Brett mit Inschrift aus dem Sockel des Heiligen Grabes
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