160 berg am Ende der Getreidegasse und ist baulich mit dem Gstättentor verbunden. Das 1074 von Salzburg aus gegründete Stift Admont (Steiermark/A) ließ hier 1085 eine Kapelle errichten, die dem heiligen Blasius, dem Schutzpatron der Kranken, geweiht war.1 Im 14. Jahrhundert wurde hier ein Spital zur Versorgung der kranken und alten Bürger der Stadt Salzburg errichtet. Diese sogenannten Pfründner konnten im Obergeschoss der Kirche den Messen beiwohnen. Im Visitationsprotokoll von 1783 wird das Objekt als »Der Kerker Christi, so zum Gebrauche am Gründonnerstag« erwähnt. Im 1802 aufgenommenen Inventar des Bürgerspitals wird der Schrein mit zwei Gulden taxiert.2 Dass das Objekt hier mit relativ geringem Wert angeführt wird (für zwei Gulden erhielt man zu dieser Zeit in der Stadt Salzburg etwa 40 Kilogramm Roggenbrot),3 zeigt seine unbedeutende Rolle im 19. Jahrhundert. Da er zuvor in den Quellen zum Bürgerspital nicht erscheint,4 könnte der Schrein ursprünglich an einem anderen Ort aufgestellt worden sein. Möglicherweise wurde er für eine »bedeutendere« Kirche in Salzburg geschaffen: In solchen Zweifelsfällen stehen stets der romanische Dom und die Franziskanerkirche im Fokus der Betrachtung (Abb. 3): Der romanische Salzburger Dom – der erste Bau wurde 774 errichtet, nach einem Brand 1167 zu einer fünfschiffigen Anlage ausgebaut und in den folgenden Jahrhunderten immer wieder neu ausgestattet – wurde 1598 erneut durch Feuer beschädigt. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (reg. 1587–1612) verteilte die Ausstattung an verschiedene Pfarren und Kirchen, bevor der Dom abgerissen und von seinen Nachfolgern zwischen 1614 und 1628 zur Gänze neu errichtet wurde. Die Franziskanerkirche – unweit des Domes gelegen – besteht aus einem romanischen Langhaus (12. Jahrhundert) und einem spätgotischen Chor mit einer Kapellenreihe (erste Hälfte 15. Jahrhundert). Diese Chorkapellen wurden im 17. Jahrhundert neu ausgestattet – die ursprünglichen Altäre und »Einrichtungsgegenstände« mussten weichen. Es ist daher denkbar, dass dieses Kunstwerk aus einer der beiden genannten Kirchen stammte und ins Bürgerspital übertragen wurde. Ein weiterer Grund für den geringen Schätzwert des Schreins im Inventar von 1802 könnte in der Tatsache liegen, dass Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo (reg. 1772–1803) im Sinne der Aufklärung zahlreiche kirchliche Bräuche abschaffen und Kirchenausstattungen reduzieren ließ. In der Bürgerspitalskirche fiel ein Großteil der barocken Altäre den Einsparungen seiner Regierungszeit zum Opfer. / 3 / Stadtansicht von Salzburg von 1553, unbekannter Künstler, Nachzeichnung des 19. Jahrhunderts, lavierte Tuschfederzeichnung auf Papier, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 6112-49 / 2 / Entwurf der Bürger=Spittals Kürchen zu Salzburg (Bürgerspitalskirche), Franz Anton Danreiter (1695–1760), um 1730, Federzeichnung in Sepia, laviert, auf weißem, gedrahtetem Papier, schwarz eingerandet, auf weißes Papier aufgezogen, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 2079-49
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