161 In den Inventaren des Bürgerspitals wird das Objekt als »Reliquienschrein«, »Tragschrein« oder als »Kerker Christi« bezeichnet, was auf sich ändernde Verwendungszwecke hinweisen könnte. In jedem Fall wurde es das Jahr über nicht in der Kirche aufgestellt, sondern im sogenannten Grabkammerl verwahrt.5 Später tauchte es erneut in den Inventarbüchern der Bürgerspitalskirche auf, wo es als »Der Kerker Christi auf die Karwoche«6 bezeichnet wird, was eher auf die Gefangennahme Christi als auf seinen Tod und seine Grablege hinweist. Erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts trat der Schrein wieder in das Interesse der Öffentlichkeit. In der Zeitschrift Mittelalterliche Kunstdenkmale des Österreichischen Kaiserstaates erschien im Jahr 1858 ein Beitrag über den »Reliquien-Schrein zu Salzburg«, in dem dieser auch zum ersten Mal bildlich festgehalten wurde (Abb. 4).7 Der Gründer und Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum (heute Salzburg Museum), Maria Vinzenz Süß (1802– 1868), richtete sofort ein Schreiben an das Pfarramt St. Blasius, dass sich in einer Kammer des Bürgerspitals »ein alter Reliquienschrein beziehungslos in Aufbewahrung« befinde, der »in seinem gegenwärtigen Zustand seinen angezeigtesten Platz wohl zunächst nur in dem Kabinete für altdeutsche christliche Kunst in unserem Landesmuseum Carolino Augusteum finden dürfte«.8 Das Museum bot für das Objekt 120 österreichische Gulden. Die Antwort des Pfarramts war zunächst negativ, zumal der Schrein / 4 / Reliquienschrein zu Salzburg, Atelier Hieser und P. Ritter, Stahlstich, um 1858 / 5 / Reliquienschrein in der Kapelle des Salzburger Museums, unbekannter Fotograf, 1909, Glasplattennegativ, Salzburg Museum, Inv.-Nr. GP 1727-49
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