162 kirchlichen Zwecken diene und daher im Bürgerspital zu verbleiben habe. Auch das erzbischöfliche Konsistorium schaltete sich ein und wollte – die Qualität des Objekts erkennend – eine Überführung (vielleicht auch eine Rückführung) des Stückes in den Salzburger Dom. Ein Rechtsstreit entbrannte, dem erst ein Schreiben des Bürgermeisters der Stadt Salzburg infolge eines Gemeinderatsbeschlusses 1872 ein Ende setzte. Da das Bürgerspital mit dem Bürgerspitalfond und seine Kirche (inklusive aller Inventarien) im Eigentum der Stadt Salzburg und nicht der Kirche beziehungsweise Erzdiözese standen, verblieb der Schrein in St. Blasius. Zwischen 1860 und 1864 wurde der Schrein auf Kosten des erzbischöflichen Konsistoriums restauriert. Die Restaurierung weckte erneut das Interesse an diesem bedeutenden gotischen Stück. 1861 wurde es als »eine der schönsten Zierden dieser Ausstellung«9 auf der Kunsthistorischen Ausstellung des Wiener Altertums-Vereines gezeigt. 1872 kam es schließlich in das Salzburger Museum Carolino Augusteum,10 die Restaurierungskosten wurden dem Consistorium ersetzt. In der unter Direktor Jost Schiffmann (1822–1883, Direktor ab 1872) konzipierten historisierend inszenierten Präsentation stand der Schrein in der sogenannten gotischen Kapelle des Museums (Abb. 5). Schiffmann arrangierte – beim Publikum äußerst beliebte – Räume wie die Gelehrtenstube, die Küche, das Rokokostübchen oder eben die gotische Kapelle als künstlerische Räume, ohne wissenschaftliche Hintergründe oder Zusammenhänge der Objekte zu berücksichtigen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung des Museumsgebäudes infolge eines Luftangriffs wurde der Schrein auf Urgenz des erzbischöflichen Ordinariats wieder in der Bürgerspitalskirche aufgestellt und 2010 für die Ausstellung »Ars Sacra« erneut ins Salzburg Museum überführt (Abb. 6). Der hausartige Schrein, der um 1475 entstanden sein dürfte, ist Inbegriff rein gotischer Architekturformen. Zur Gänze aus Holz geschnitzt und vergoldet, ist er in vier Ebenen aufgebaut: Die unterste Ebene ist zur Gänze mit Maßwerk ausgestattet, acht Strebepfeiler umgeben diese Basis. Auf den Ecken saßen vier figürlich geschnitzte, schlafenden Wächter, die auf älteren Aufnahmen noch zu erkennen sind (Abb. 5, 7). Sie sind wohl Ergänzungen des / 7 / Zwei der geharnischten Grabwächter vom Heiligen Grab aus der Bürgerspitalskirche, um 1900, Glasplattennegativ, Salzburg Museum, Inv.-Nr. GP 958-49 / 6 / Ausstellungsansicht der »Ars Sacra« im Salzburg Museum, 2010–2014
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