211 haben die Hände nach oben gestreckt und halten so ein aufgeschlagenes Buch aufrecht. Auf die gleiche Weise wird ein Buch von zwei Mönchen in der angrenzenden Arkade an der Ostwand der Tumba gehalten. Es ist wahrscheinlich, dass der Herrscher das ikonografische Programm des Grabes beeinflusst hat. Für die Dekoration der Seitenwände wurde das Thema einer Begräbnisliturgie gewählt, was der Mentalität der damaligen Zeit entsprach, in der der Glaube an das Fegefeuer und an die rettende Kraft der Totenmessen sowie an die Hilfe für die Toten durch die Gebete der Lebenden eine große Rolle spielte. Leider ist nicht bekannt, nach welchem Ritual die Begräbnisliturgie des Königs durchgeführt wurde.11 Wie bereits erwähnt, war die Tumba mit einem Baldachin bedeckt. Im Gegensatz zu den Behauptungen vieler Forscher gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass die Überdachung mehrere Jahre nach dem Grabstein entstanden ist.12 Seine Fragmente wurden von Sławomir Odrzywolski bei der Restaurierung der Kathedrale Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Sie sind nur aus den Skizzen des Entdeckers und einer Zeichnung in der »Mappe der Cerchas« bekannt (Abb. 3).13 Das Bauwerk, das sich nun über dem Grabstein erhebt und von Odrzywolski errichtet wurde, trägt zum Teil eher die Züge einer Rekonstruktion als einer freien architektonischen Gestaltung. Der Architekt griff nämlich auf die bereits erwähnten Relikte des Aufbaus zurück. Auf ihrer Grundlage bestimmte er die Abstände der Säulen, ihre Profile und ihre Höhe. Kunsthistoriker haben auf die Ungenauigkeit der Zeichnung von Odrzywolski hingewiesen, die die Säule nicht in ihrer vollen Höhe zeigt, was eine korrekte Interpretation der Details im oberen Teil unmöglich macht.14 Das zweite wichtige Problem, auf das Marek Walczak hinwies, war der Ursprung der formalen Lösungen im Krakauer Baldachin. Die Konstruktion über dem Łokietek-Grabstein war seiner Meinung nach / 4 a, b / Ostergrab im Münster von Freiburg im Breisgau
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