16 Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen tischen Geräten – bis zu hochwertigen, an der fürstlichen Tafel benutzten Gläsern, mit prächtigen Dekoren versehenen Schaustücken und der heiteren Unterhaltung gewidmeten Scherzgläsern. Repräsentationsgläser wurden nach ihrer Herkunft, der Qualität ihres Materials, der auf ihre Form und ihr Dekor verwendeten Kunstfertigkeit und der im Dekor gestalteten Themen definiert. In Museen sind zahlreiche, wenn auch – aufgrund des fragilen Materials – viel zu wenige kulturhistorisch bedeutende Gläser erhalten. Angesichts der Exklusivität des Repräsentationsgutes Glas kommt bei seiner Sammlung, Bewahrung und Bearbeitung den Schlossmuseen, aber auch den National- und Kunsthandwerksmuseen besondere Bedeutung zu. Dem Bestand an Glaskatalogen aus diversen Museumssammlungen ordnet sich nun der vorliegende Katalog zur Glassammlung des Schlossmuseums Sondershausen zu. Weniger repräsentativ, für die wissenschaftliche Erschließung der Produktions- und Kulturgeschichte des Glases aber nicht weniger wichtig, ist die schriftliche Überlieferung zur Glasherstellung und zu historischen Glasbeständen. In diesen Quellen findet man gelegentlich heute noch existierende Gläser wieder. Die meisten der in Archivalien fassbaren Gläser beziehen sich jedoch auf längst verlorenes Kulturgut, das durch seinen Nachweis in historischen Quellen in gewisser Weise wieder lebendig wird. Sind doch die aus historischen Dokumenten ersichtlichen Informationen in doppelter Hinsicht von Bedeutung, da sie einerseits der Glasforschung wertvolle Daten liefern, andererseits auf Objekte schließen lassen, die durch ihre künstlerische und kulturgeschichtliche Originalität überraschen. Letztlich sind die erhaltenen Gläser und das in Archivalien gespeicherte Wissen über den Umgang mit historischen Glasbeständen zwei Seiten derselben Sache. In Residenzmuseen wie dem Schlossmuseum Sondershausen ergibt es Sinn, den heutigen Bestand an Gläsern und die schriftlichen Quellen zu ehemaligen Glasbeständen miteinander abzugleichen und dabei historische Sachzeugen und Schriftgut in Wechselwirkung zu erschließen. Zu den historischen Glasbeständen im ehemaligen Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen ist eine aussagekräftige schriftliche Überlieferung nachweisbar, die – wenn auch lückenhaft – eine vom späten 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts reichende Abfolge von Quellen bietet, also im besten Sinne des Wortes »frühneuzeitlich« ist. Dieser Überblick beginnt 1572 mit dem Nachlassinventar der Gräfin Elisabeth von Schwarzburg, geb. Gräfin von Isenburg-Büdingen, das die ältesten im Sondershäuser Schloss nachweisbaren Glasobjekte verzeichnet, und führt über das 1586 entstandene Nachlassinventar eines ihrer Söhne, des Grafen Johann Günther I., in dem auch die komplette Weinkellerei erfasst wird, zu Erwähnungen ebendieser Kellerei in Nachlassinventaren der folgenden Generation von 1632, 1638 und 1643. Da zwischen 1586 und 1643 nicht nur in der Weinkellerei, sondern auch in anderen Räumen des Sondershäuser Schlosses Gläser vorhanden waren, finden auch diese hier Berücksichtigung. Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist das 1681 entstandene Nachlassinventar des Grafen Ludwig Günther, der in dem nahe bei Sondershausen gelegenen Schloss Ebeleben residierte, vertreten. Glasinventare von 1720 und 1721, die die Schenklade des Erbprinzen Günther kurz vor dessen Regierungsantritt und die seiner Gemahlin, der Fürstin Elisabeth Albertine, geb. Prinzessin von Anhalt-Bernburg, betreffen, reflektieren die Bedeutung des Glases in der höfischen Kultur der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dem ordnet sich das Arnstädter Nachlassinventar von Anton Günther II. von 1716/17 zu. Zum Fürsten Heinrich, dem enfant terrible der fürstlichen Familie seiner Generation, sind auf Glasbestände bezügliche Quellen von 1748, 1757 und 1764 nachweisbar. Letztere betrifft das Inventar von Heinrichs umstrittenem Privatnachlass, den er aus Abneigung gegen seine Sondershäuser Verwandtschaft dem Erbprinzen von SachsenCoburg-Saalfeld vererbte. Als Prinz Rudolf, einer der jüngeren Brüder von Heinrich, 1749 verstarb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, ging sein Nachlass auf seine GeAbb. 3 Günther XL. (1499–1552) Cranach-Werkstatt, Schlossmuseum Sondershausen (Kb 106)
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1