Leseprobe

146 Prinzenpalais Sondershausen Der detaillierten Beschreibung der Gläser im Katalogteil der vorliegenden Publikation soll nicht vorgegriffen werden, weshalb an dieser Stelle nur ihre wesentlichen Charakteristika aufgeführt werden sollen: Die Gläser sind zwischen 78,2 und 101,7 Zentimeter hoch und weisen an der Mündung einen Durchmesser zwischen 2,7 und 7,1 Zentimeter auf. Sie stehen meist auf einem runden, unterschiedlich stark gewölbten Fuß, der jedoch nur bei einem Objekt als glockenförmig anzusprechen ist (Kg 469). Die Durchmesser der Füße variieren zwischen 11,8 und 15,6 Zentimeter. Die Wandstärke, gemessen an der Lippe, liegt zwischen 2 und 4 Millimeter. Das Material ist mehrheitlich farbloses, transparentes Glas sehr guter Qualität, meist mit nur wenigen Einschlüssen oder Bläschen,8 das bei einzelnen Objekten einen leichten Grün-9 oder Graustich10 erkennen lässt. Bei einem Objekt (Kg 423) haben sich der runde Fuß und die hohe Kuppa als einzelne Teile erhalten, da der Fuß von der Kuppa abgebrochen ist. Ein weiteres Stück (Kg 425) ist ohne Fuß gearbeitet, es handelt sich eventuell um ein Halbfabrikat, während bei einem dritten Glas (Kg 424) statt eines Fußes eine optisch gerippte Hohlkugel gearbeitet ist. Dass es sich bei den Gläsern um Raritäten handelt, wurde bereits bei einer Vorstellung der Objekte auf der Herbstsitzung des Fachausschusses V »Glasgeschichte und Glasgestaltung« der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft e. V. im Jahr 2007 deutlich.11 Dem versammelten Fachpublikum waren derartige Gläser nicht bekannt, zumal nicht in einer derart großen Stückzahl. Die in der Diskussion geäußerte Vermutung, es handle sich wahrscheinlich um technisches Glas, konnte mit dem Hinweis auf die erhaltene Fotografie der Verwendung der Gläser anlässlich des Fürstengeburtstags entkräftet werden. Dies passt auch zu dem Bild, das sich im Zuge der Recherchen zu dem vorliegenden Beitrag ergeben hat. Anfragen bei zahlreichen Museen im deutschsprachigen Raum, die umfangreiche Glassammlungen betreuen, führten zu keinem Ergebnis.12 In der Fachliteratur aufgeführte Gläser, seien es Stangen oder Flöten, die als außergewöhnlich hoch beschrieben werden, sind kaum mit den Sondershäuser Gläsern in Verbindung zu bringen. Ein Beispiel für eine solche in die Irre führende Recherche sei erwähnt: In Rainer Rückerts Bestandskatalog zur Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums fand sich ein »Riesiges Stangenglas mit bunten Kostümfiguren« aus dem 16. Jahrhundert, das zwar nicht in der Gestaltung, aber doch was Größe und Form betrifft Anknüpfungspunkte zu den Sondershäuser Gläsern vermuten ließ, da es mit immerhin 83,5 Zentimeter etwa so hoch ist, wie die kleinsten Sondershäuser Stangengläser.13 Trotz dieser ähnAbb. 4 Stangengläser in der Benutzung anlässlich des 57. Geburtstags von Fürst Günther Viktor 1909

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