Leseprobe

187 Am Ende des Katalogteils der Trinkgläser ohne Schliff und Schnitt werden drei Becher vorgestellt (Bd. II, Kat. 62, Abb. 1, 15), die sich in Anspruch und Funktion von den Gläsern, die den Kern der Sammlung ausmachen, den prunkvollen Deckelpokalen des Barock, deutlich unterscheiden. Bei jenen wurden höchste Kunstfertigkeit und technisches Können zur Anwendung gebracht, waren sie doch für die fürstliche Tafel bestimmt. In der streng exklusiven Welt des Hofes dienten sie der aristokratischen Oberschicht einer noch unerschütterten Ständegesellschaft zur Repräsentation. Anders verhält es sich mit den drei Gläsern, auf die in diesem Aufsatz ein Blick geworfen werden soll. Sie sind Produkte des beginnenden 20. Jahrhunderts und, wie im Folgenden gezeigt werden soll, beredte Zeugnisse einer in sich widersprüchlichen Zeit; einer Zeit, in der Altes und Neues nebeneinander und gegeneinander stand, aber auch sich durchdrang oder sogar zusammenwirkte: Handwerk und Industrialisierung, Adel und Bürgertum, Tradition und MoAbb. 1 Erinnerungsgläser zum 25-jährigen Regierungsjubiläum von Fürst Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen Glas, Golddekor, Umdruck, Thüringen (?), 1905 Schlossmuseum Sondershausen (Kg 642, Kg 533, Kg 480), Kat. 62 An ken

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