169 235 POKAL MIT PARFORCEJAGDSZENE | Böhmen, um 1835/1840, in der Art von Franz Anton Pelikan Herkunft: Schenkung von Privat 2016, nach Überlieferung der Schenkerin aus Fürstlich-Schwarzburger Besitz Inv.-Nr.: Kg 643 farbloses Glas, partiell bernsteinfarben gebeizt Schliff, Mattschnitt H 27,5 cm; H ohne Deckel 19,5 cm; Dm Lippe 10,0 cm | FORM: flacher Boden mit Sternschliff; achtpassiger Fuß mit Walzenschliff in den achtseitigen Schaft übergehend; leicht fassförmige Kuppa mit gerundetem, facettiertem Ansatz; zehnpassiger Deckel mit Einsatz und auskragender, ansteigender Schulter, über sechsseitiger Stufe facettierter Spitzknauf DEKOR: Umlaufend Waldlandschaft mit Parforcejagdszene: der erschöpfte Hirsch stellt sich den Hunden zum Kampf, wird von ihnen umzingelt und angefallen; ein Parforcehornbläser gibt das Signal »Halali sur pied« und ruft damit die in der Nähe befindlichen Piqueure und die Jagdgesellschaft herbei; der Jagdherr steht mit gezogenem Hirschfänger bereit, dem Tier den tödlichen Fangstoß ins Herz zu geben. KOMMENTAR: Trotz des sehr guten, z. T. ausgezeichneten Schnittes lässt sich der Pokal bisher keinem der bedeutenden Glasschneider der Biedermeierzeit, welche sich auch mit Jagdszenen künstlerisch auseinandergesetzt haben, wie Dominik Biemann, August Böhm und Anton Pelikan, zuschreiben. Die Ausarbeitung des Bodenbewuchses und der Bäume findet sich in dieser Art und Weise nicht bei diesen Graveuren. Schwächen in der szenischen Darstellung zeigen sich beim Jagdherrn in seiner für die Ausführung des Fangstoßes unvorteilhaften Körperstellung oder bei dem nicht stimmigen Größenverhältnis der Reiter zu den Pferden im Hintergrund. VERGLEICHSSTÜCKE: D: D. Biemann: Auk. Fischer 107, Nr. 217; Auk. Ders. 153, Nr. 199; Auk. Ders. 210, Nr. 247; A. Böhm: Auk. Fischer 103, Nr. 545; Auk. Ders. 199, Nr. 226; Auk. Ders. 206-II, Nr. 758, 759; Auk. Ders. 241-I, Nr. 2; Auk. Ders. 246, Nr. 319; Auk. Ders. 249, Nr. 221; Auk. Ders. 266-II, Nr. 853; Auk. im Kinsky 129, Nr. 563; Kovacek 2016/17, Nr. 37; F. A. Pelikan: Klesse, Saldern 1978, Nr. 226; Ricke 1989, Nr. 186; Lichtenberg 2004, Abb. 307–310; Kovacek 2015, S. 274 f.; Auk. Fischer 91, Nr. 91; Auk. Ders. 220, Nr. 251; Auk. Ders. 231, Nr. 247; Auk. Ders. 265, Nr. 127 LITERATUR: D. Biemann: Pittrof 1993, S. 55–59; A. Böhm: Pazaurek, Philippovich 1976, S. 55–57; Rückert 1982, Bd. II, Nr. 927; Klesse 2003; Hartmann 2003, S. 126 f.; Lichtenberg 2004, S. 193; F. A. Pelikan: Hartmann 2003, S. 124 f.; Lichtenberg 2004, S. 277–279 235 235
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