Das armenische Kaufmannshandbuch des Łukas Vanandec‘i (Lukas von Vanand) von 1699 13 q denen nach Aslanian etwa 1 000 bis 1 500 im Neu-Julfaer Fernhandelsnetzwerk aktiv waren.26 Nach Bhattacharya waren es im 18. Jahrhundert nur 300 bis 400,27 doch findet sich hier keine Angabe, ob der Westen mit inbegriffen war oder nicht (dies scheint nicht der Fall zu sein). Auf diesen Grundlagen gelang es den Seidenkaufleuten von Neu-Julfa, ihr bestehendes Netzwerk zwischen Aleppo und dem nördlichen Indien mit immer mehr Knotenpunkten in Asien auszubauen, wobei seit dem Wendepunkt 1604/05 Neu-Julfa das mit Abstand wichtigste Zentrum des Netzwerks war und blieb, die übrigen Städte hingegen gleichsam Relais-Stationen von durchaus sich verändernder Relevanz bildeten.28 Diese »organized group of merchant families who ran this worldwide commercial network of Iranian silk exchanged for silver and European manufactured goods«29 wurde somit »the most prominent international merchants of Safavid Iran and one of the most conspicuously successful trading communities of early modern Asia«.30 Steensgard galten sie sogar als Archetyp des »Asian peddler«,31 zumal dieser Handel von Hafen zu Hafen gerade in der Zeit seit dem späten 17. Jahrhundert im Indischen-Ozean-Raum blühte.32 1.2. Der Handel nach Osten: Über Indien nach Manila33 Sind armenische Kaufleute im Landhandel von Persien nach (Nord-)Indien schon im 16. Jahrhundert nachgewiesen, so begannen sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, sich zunehmend in den Seehandel zwischen Indien, Südostasien und den Persischen Golf einzuschalten, zumal das Indien der Mogul-Zeit Ende des 17. Jahrhunderts stärker prosperierte als das Safawiden-Reich. Armenier waren in nahezu allen textilproduzierenden Zentren in Indien zu finden und banden sich – neben ihrem Hauptgeschäftsfeld, dem Handel mit Rohseide – zunehmend auch in die Produktion von und den Handel mit Indigo ein.34 Ihre Handelsgesellschaften wurden zur Konkurrenz selbst für die niederländische Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) und die englische East India Company (E. I. C.).35 Auf der Seeroute gelangten die armenischen Händler von Hormus bzw. dem 1623 gegründeten safawidischen Haupthafen Bandar ‘Abbās (vormals Gamron) am Persischen Golf nach Surat in Gujarat.36 Surat konnte ab dem 16. Jahrhundert als eine wichtige Hafenstadt des Mogul-Reiches und als internationales Handelszentrum insbesondere für Edelmetall gelten, wo die East India Company (ab 26 Aslanian, Indian Ocean, S. 179, 240 f. Anm. 54. Vgl. Ganjalyan, Diaspora und Imperium, S. 63. 27 Bhattacharya, Making Money, S. 17 f. 28 Mauro, Merchant Communities, S. 272 f.; Aghassian/Kévonian, The Armenian Merchant Network, S. 75. 29 Baghdiantz-MacCabe, Global Trading Ambitions in Diaspora, S. 28. Vgl. auch Bournoutian, The Armenian Community, part I, S. 34: »The reason for this favoritism was that the Julfans possessed wealth and talents which effected a considerable change in Persian economy.« 30 Herzig, The Family Firm in the Commercial Organisation, S. 288. 31 Steensgaard, The Asian Trade Revolution, S. 23–28. 32 Bhattacharya, Making Money, S. 3. 33 Vgl. hierzu die ausführliche Darstellung bei Aslanian, Indian Ocean, S. 44–65; Aghassian/Kévonian, Le commerce arménien. 34 Chaudhuri, Trade and Civilisation, S. 105; Baghdiantz-MacCabe, The Shah’s Silk, S. 289–291. 35 Ganjalyan, Diaspora und Imperium, S. 67; Bhattacharya, Making Money, S. 3. 36 Zum Aufstieg von Bandar ‘Abbās Steensgaard, The Asian Trade Revolution, S. 398–405.
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