Leseprobe

Lukas von Vanand und die armenische Druckerei der Vanandec‘is in Amsterdam 215 q 1756) unterstützte er darin, seine armenischen Sprachkenntnisse zu vertiefen.19 1711 veröffentlichte Schröder in Amsterdam seinen Thesaurus linguae Armenicae, antiquae et hodiernae, worin er die armenische Sprache, die Grammatik sowohl des klassischen Armenisch als auch des Ašxarhabars20 beschrieb und sich auch auf die armenische Literatur bezog. Die Vanandec‘is unterstützten Schröder bei der Anfertigung seines Werkes, und für die Drucklegung der armenischen Passagen seines Buches verwendete er ihre Lettern. In der Zeit zwischen 1695 und 1718 war das wissenschaftliche und kulturelle Schaffen wie auch das persönliche Leben des Lukas von Vanand großenteils mit der armenischen Druckerei der Vanandec‘is in Amsterdam verbunden: Er war der eigentliche »spiritus rector«21 der Druckerei. In der Regel beschaffte Bischof Thomas die für die Drucklegungen erforderlichen finanziellen Mittel22 und leitete die allgemeinen Arbeiten; Matthäus, der für »wohlerfahren in der Druckkunst«23 gehalten wurde, leitete die Druckarbeiten. Michael und besonders Lukas führten die Publikations- und Editionsarbeiten durch. 1695 gaben sie die erste armenische gedruckte Weltkarte Hamatarac ašxarhac‘oyc‘ heraus, die eine große (110 × 150 cm) bunte Kupferstichausgabe darstellte24 und die sehr wahrscheinlich als Vorlage für die im Auftrag Zar Peters I. (1672–1725, reg. ab 1682) in Amsterdam 1699 auf Russisch herausgegebenen Weltkarte Изображение глобуса земного (Abbildung des Erdglobus) diente.25 Im selben Jahr veröffentlichten die Vanandec‘is zum ersten Mal die Armenische Geschichte des Moses von Choren,26 bei welcher sie sich zum Ziel setzten, »den Fremden die glorreiche Vergangenheit des armenischen Volkes bekannt zu machen und gleichzeitig mit nationalem Geist und Stolz das Bewusstsein der Landsleute zu bestärken, die unter Unkenntnis und Gewaltherrschaft litten.«27 Im folgenden Jahr erschien das Werk Banali hamataraci ašxarhac‘oyc‘i meroy noracni 19 Lēō, Haykakan tpagrut‘iwn, Bd.1, S. 440 f. Vgl. Siegfried, Art. »Schröder, Johann Joachim«, S. 519; Bickert, Der Armenologe Johann Joachim Schröder. 20 Die Bezeichnung der dritten Stufe der armenischen Sprache, die nach dem klassischen und dem Mittelarmenischen seit dem 17. Jahrhundert belegt ist, bedeutet wörtlich »weltlich«. In der Fachliteratur wird die Übersetzung »modernes Armenisch« oder auch »Neuarmenisch« verwendet. 21 T‘aȷ̆iryan, Holandia, S. 156. 22 Im armenischen Druckwesen Amsterdams ist ganz allgemein die Rolle der Kaufleute aus Neu-Julfa, die eine Mehrheit in der Amsterdamer armenischen Gemeinde bildeten, charakteristisch. Dies belegen die Kolophone in den verschiedenen Büchern. Neben der Bestellung von Handbüchern über Handel und Finanzen unterstützten sie andere Druckausgaben, die für den armenischen Bildungs- und Kultursektor wichtig waren. Die Kaufleute kümmerten sich auch um die Verbreitung der gedruckten Bücher in Armenien und in der armenischen Diaspora; Kévorkian, Catalogue des »Incunables« arméniens, S. 11 f.; T‘aȷ̆iryan, Holandia, S. 151–153. 23 Vanandec‘i (Hrsg.), Azgabanut‘iwn tohmin Yabet‘ean, S. 487. 24 Die Graveure waren die Gebrüder Hadrianus und Petrus Damianus Schoonebeek; hierzu detailliert Zarbhanalean, Patmut‘iwn haykakan, S. 149f.; Step‘anyan, Hay k‘artezagrakan hratarakut‘yunnerə, S. 69–77; Chačatrjan, Hay ev r˙us; ders., Karta mira; van Rooy, Oldest Printed Armenian World Map; Galichian (Galchian), Amsterdami »Hamatarac ašxarhac‘oyc‘ə«. 25 Chačatrjan, Karta mira, S. 192; ders., Hay ev r˙us, S. 155–164, bes. S. 162–164. – Hintergrund könnte sein, dass Peter I. die Schnitzkunst beim renommierten holländischen Schnitzer Hadrianus Schoonebeek lernte, der auch für die Druckerei der Vanandec‘is arbeitete. 26 Vanandec‘i (Hrsg.), Azgabanut‘iwn tohmin Yabet‘ean. 27 Krikorian, Nor niwt‘er, S. 26.

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