Leseprobe

q 216 Anahit Avagyan, Armine Melkonyan und Erna Shirinian1 (Schlüssel zu unserer neugeborenen Weltkarte), verfasst von Lukas von Vanand, das ein Wegweiser zur ersten armenischen Karte war. Es ist bezeichnend, dass Lukas von Vanand für die Weltkarte und den Schlüssel mit einer speziellen geographischen Ehrenurkunde der Niederlande ausgezeichnet wurde.28 Zwischen 1695 und 1705 erschienen insgesamt 15 Bücher geographischen, historischen, philosophischen, religiösen und kommerziellen Inhalts in der Amsterdamer Druckerei unter der Leitung des Thomas von Vanand.29 Um 1706 war Thomas von Vanand im Begriff, die Druckerei und die vorhandenen Bücher in die armenische Heimat zu verlegen, wie er selbst schreibt: »Ab Adolescentiâ meâ ad hanc usque ingravescentem aetatem in meâ Dioecesi Collegium utriusque Litteraturae Latino-Armeno idiomate stabiliendi Animus mihi fuit semper: Quâ de causa tres è meis Consanguineis juvenex ex Perso-Armeniâ in Europam adduxi; ut duo in bonis Studiis, & Moribus instruerentur; tertius verò Artem imprimendi libros disceret: Cum haudquaquam Collegium sine Copiâ librorum consistere possit. Deo dante, fortunâque duce, cum omnes tres fuerint (ad posse) in culmine perfectionis artium, quas jam diù affectaveram, profectus sum cum illis Amstelredamim, in omni industriâ famosam Civitatem, ut ibi Omnia ad typum necessaria instrumenta Confici curare, indeque cum nostrâ completâ Typographiâ, nostrisque juvenibus ad optatos Patrios lares tenderem, ad illuminandos illos Misellos Christianos, qui in taenebris, & sub tyrannico jugo jacent.«30 1706 reiste Thomas von Vanand in Erwartung einer finanziellen Unterstützung nach England. Er wurde von Lukas von Vanand und Patrick Cockburn, dem Sohn des Pastors der englischen Episkopalkirche von Amsterdam J. Cockburn, begleitet. Als Thomas sich im Palast vorstellte und Königin Anne (1665–1714, reg. ab 1702) einige seiner publizierten Bücher als Geschenk übergab, erhielt er höchstwahrscheinlich eine finanzielle Unterstützung. Zudem wurde ihm ein hoher universitärer Ehrentitel verliehen: Am 29. Mai 1707 erhielt Bischof Thomas den Titel eines Doctor of Divinity31 und Lukas von Vanand den eines Master of Arts. Aber kurz darauf, im Jahre 1708, starb Thomas von Vanand, und so hatte er seinen alten Traum nicht mehr verwirklichen können.32 Nach dem Tod von Thomas lebte Lukas von Vanand allein und in tiefer Trauer, wie er in einem selbstverfassten Buch schrieb: »... ich, elend verwaist, da mein sanftmütiger Onkel Thomas, der glänzende Bischof, zum Herrn entschlief, und allein gelassen von blutsverwandten Freunden, bin wie von wirbelbringendem Sturm in die Wellen geworfen und untröstlich in dieser Zeit.«33 Lukas übernahm alle Verpflichtungen in der Druckerei: als Autor, Übersetzer, Schriftsetzer, Drucker und Korrektor. Sein einziger Helfer war der junge Johannes (Hovhannes) Nuriȷ̆anyan, der wahrschein28 Chačatrjan, Karta mira, S. 188. 29 Krikorian, Nor niwt‘er, S. 21–41; Oskanyan/Korkotyan/Savalyan, Hay girk‘ə. 30 Archives de l’État en Belgique à Anvers-Beveren, fonds de l’Évêché, liasse No. 4504, fol. 11. – Die Quellenangabe und der lateinische Text nach Krikorian, Nor niwt‘er, S. 106–108. – Für die armenische Übersetzung Saruxan, Belgia ew hayerə, S. 145–147. 31 Der Doctor of Divinity wurde (und wird) in angelsächsischen Ländern in der Theologie als gehobener Titel meist ehrenhalber auf Grund besonderer Leistungen verliehen. 32 Über die Einzelheiten der Reise von Thomas und Lukas von Vanand nach England detailliert Krikorian, Nor niwt‘er, S. 63–81. 33 Vanandec‘i, Hayeli astuacašunč‘, S. 13.

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